Der Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser DVD war denkbar schlecht gewählt: der Film, gedreht 2017 anlässlich des 75. Geburtstags von Daniel Barenboim, erscheint zu einem Zeitpunkt, wo ein weiterer wohl kontrovers diskutierter Wutausbruch Barenboims den Weg in die Medien fand. Read More →
In der Zeit der Pandemie, als keine öffentlichen Aufführungen möglich waren, haben John Neumeier und sein Hamburg Ballett die seit 1977 bestehende und immer wieder verfeinerte Inszenierung des Sommernachtstraums unter Studiobedingungen verfilmt und so die Möglichkeit genutzt, das Ballett und seine Figuren dem Zuschauer sehr nahe zu bringen, näher als das bei einer gefilmten Aufführung mit Publikum möglich gewesen wäre. Read More →
Simon Stone holt Korngolds Tote Stadt dahin zurück, wo sie hingehört, in den Alltag eines Bungalows, in dem die Zeit stehen blieb, als Marie, die Frau von Paul starb. An Krebs, legt der Regisseur fest. Die Aktualisierung greift. Wenn die Verstorbene in Pauls Fantasiewelt weiterlebt, ist sie von der Chemotherapie gezeichnet, mit kahlem Kopf. Trauerbewältigung und Glauben an ein Auferstehen werden so packend umgesetzt, so, wie sie viele Menschen heute erleben. Read More →
Accentus bringt Verdi’s Simon Boccanegra in einer Produktion der Oper Zürich bringt heraus. Andreas Homoki hat die Oper in die 1920er-Jahre verlegt, mit einer derartigen Schärfung der Charaktere und der Intrigen im grauen Interieur eines Palastes, dass das Ganze zum Kammerspiel wird. Read More →
Sir John Falstaff ist in dieser Inszenierung des Italieners Mario Martone an der Staatsoper unter den Linden in Berlin kein heruntergekommener Edelmann, sondern eine gealterte 68-er Figur, die sich im Graffiti-beschmierten Hinterhof der Panorama Bar herumtreibt, zwischen zwielichtigem Gesindel und Damen eines Freudenhauses. Ihm gegenüber steht der neureiche Ford, in dessen luxuriösem Haus mehrere Bilder der Oper spielen, mit einem Fitnessraum und einem richtigen Schwimmbad, in dem sich Mädchen tummeln. In diesem Umfeld lässt Martone seine Sänger drastisch spielen. Read More →
Gounods 1864 uraufgeführte Oper Mireille atmet trotz Inklusion einiger übernatürlicher Elemente die Atmosphäre der Provence. Daher kann man es nur begrüßen, dass die Inszenierung der Pariser Oper von 2009 genau diese Atmosphäre unverfälscht und quasi naturalistisch auf die Bühne bringt, nachempfunden dem Roman Mireille von Frédéric Mistral, der die traditionelle Lebensweise der südlichen Region Frankreichs beschreibt. Aufgeführt wird die zweite Fassung in fünf Akten. Read More →
Der Titel ‘Mit seinen Sinnen denken‘ deutet auf eine intimere und noch näher an der Person orientierte Begleitung durch das Leben hin, als der Film sie dann gibt. Wird eine Biografie oder so ein Film zu nah und zu unkritisch am beschriebenen Subjekt geführt, so kann das als Lobhudelei missfallen. So aber scheint mir der Abstand doch groß, so dass wir eher eine Reportage als eine Biografie sehen. Mangels auch nur einer Anekdote oder persönlicher Aspekte denken die Sinne, sie empfinden nicht. Read More →
Die 2016 produzierte Zubin Mehta-Dokumentation von Bettina Erhardt gibt Einblick in das Leben und die Karriere von Zubin Mehta und nimmt den Zuschauer mit an die Orte, die eng mit seinem Leben verbunden sind – Mumbai, Israel, Berlin und Florenz. Es ist eine unkritische Hommage an einen Dirigenten, der vor allem für eines geschätzt wird: den musikalischen Fluss, den er produziert. Bekannt und beliebt ist Mehta wegen der Special Events, für die er gerne engagiert wurde, ob es nun Galas in Wien oder Drei-Tenöre-Konzerte waren. Eine Portion Glamour ist immer mit seinem Wirken verbunden. Read More →
Die Umstände der Uraufführung lassen sich sicherlich nicht wirklich zurückholen. Aber eine Aufführung an dem Ort, der Opéra Comique in Paris, mit einem auf historischem Instrumentarium spielenden Orchester kann sicherlich einige Hinweise geben. Die Bühne dieses Hauses gehört zu den kleineren, so dass weder große Bilder möglich sind noch das Orchester im Graben davor viel Platz hat. Daher war sicherlich eine intime Beschränkung an Lautstärke angebracht, was auf einer Aufnahme nicht sicher nachzuvollziehen ist. Das dürfte der Riege der Sänger das Leben erleichtert haben. Read More →
Die zweite Einspielung des Zyklus von Harnoncourt mit Da Ponte Opern von Mozart mit dem zeitlich zweiten Werk Don Giovanni führt die meisten Aspekte, die bereits zu La Nozze di Figaro gemacht wurden fort. Eine Wiederholung ist unnötig. Auch hier bietet es sich an, die Dokumentation vorher anzusehen. So weist Harnoncourt etwa darin darauf hin, dass nicht nur Don Giovanni alle Frauen liebt, sondern diese dieses Gefühl durchaus erwidern. Er ist also Verführer, aber auch gewollt. Read More →