Dieser Mitschnitt eines Allerheiligenkonzerts des Wiener Staatsopernchors zeigt sein Alter mehr im Bild als im Ton, obwohl Nikolaus Harnoncourt das Mozart-Requiem heute auch ganz anders dirigiert als an jenem 1. November 1981, wo die historische Aufführungspraxis alles andere als geläufig war. Daher scheinen auf Anhieb der Staatsopernchor sowie das auf historischen Instrumenten spielende Ensemble ‘Concentus Musicus Wien’ eigentlich so gar nicht zusammen zu passen. Auch die gestandenen Solisten sind alles andere als ‘historisch informiert’. Doch aufs Ganze gesehen funktioniert die Mixtur, und Harnoncourt entschlackt und revitalisiert Mozarts Musik ganz gut. Er verwendet die von Franz Beyer revidierte Süssmayr-Fassung. Read More →
Sie ist lustig, keck, vital, gelegentlich auch emotional, ernst und mahnend, aber alles klingt dennoch völlig natürlich, eigentlich so wie es sein soll, und die Gewandhaus-Musiker spielen einfach hinreißend. Die gut fokussierte und hervorragend artikulierende Stimme von Christina Landshamer erlaubt es der deutschen Sopranistin, sehr textverständlich zu singen und ihrem Part jene Mischung aus Einsicht und kindlicher Naivität zu geben, die Mahler hineinkomponiert hat.
Die Tonaufnahme ist von größtmöglicher Transparenz und guter Räumlichkeit, die Bildführung ist konventionell und vielleicht etwas statisch, d.h. nicht genug auf die Bewegung der Musik abgestimmt. Die Kamera folgt meistens entweder dem Dirigenten oder den gerade solistisch hervortretenden Instrumenten. Read More →
Von Theresienstadt hat man viel gehört und gelesen. Doch so richtig vorstellen, konnte man es sich nicht. Dieses Manko behebt die 60-minütige Dokumentation über das heute noch als Ortschaft in Tschechien funktionierende ehemalige Ghetto-KZ. Interviews mit Überlebenden, sowie Aussagen von Daniel Hope, Anne Sofie von Otter und Christian Gerhaher vervollständigen die einfühlsam gemachte Reportage, die nicht mit dem dicken Hammer operiert, aber auch nichts beschönigt, es sei denn durch die reine Schönheit der Musik an sich. Der Film versteht sich primär nicht als Anklage, aber er will ganz deutlich Mitgefühl erregen. Und das ist ihm auf eine sehr ehrliche Weise gelungen. Read More →
Am heutigen 17. Oktober 2013 feiert die literarische Welt den 200. Geburtstag von Karl Georg Büchner, einem der glänzendsten und wortgewaltigsten Autoren der deutschen Literatur, der dieser neue geistige und menschliche Dimensionen eröffnet hat. Der äußerst brillante Student Büchner litt am Leiden seiner Mitmenschen, und besonders die Armut der Landbevölkerung machte ihn so betroffen, dass er zum Revolutionär wurde.
Im Juli 1834 erschien seine Flugschrift ‘Der Hessische Landbote’, unter der Parole: ‘Friede den Hütten! Krieg den Palästen!’ und rief die hessische Landbevölkerung offen zur Revolution gegen die staatliche Unterdrückung auf. Read More →
Bei dieser Produktion handelt es sich nicht um eine gefilmte Opernaufführung, sondern um einen Opernfilm. Das ist nichts Neues, denn solche Opernfilme mit im Studio gefilmten Szenen oder Außenaufnahmen auf einer bestehenden Tonspur gibt es seit den Sechziger Jahren. Insbesondere Herbert von Karajan hat einige meisterhafte Opernfilme gemacht.
Der Film von Jens Neubert ist freilich problematisch in mehr als einer Hinsicht. Zunächst habe ich den Eindruck, dass der Film visuell überladen ist und mit allerlei Schnickschnack und Handlungsvielfalt von der Musik ablenkt, das umso mehr, als die nicht zur Musik gehörenden Geräusche diese ebenfalls stark beeinträchtigen. Das ist mehr eine Frage der Balance als eine Grundsatzfrage. Read More →
Isoliert betrachtet ist diese in der Suntory Hall in Tokio entstandene Gesamtaufnahme der Beethoven-Symphonien unter Mariss Jansons eine hochkarätige Produktion. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks spielt, wie erwartet, auf sehr, sehr hohem Niveau, Jansons dirigiert meist zügig und mit Elan, in den leichteren Symphonien beschwingt und in den anderen mit dramatischem Impetus. Er setzt manchmal kräftige, effektvolle Akzente, die einen Eindruck von Spontaneität vermitteln, aber im Grossen und Ganzen wirkt dieser Beethoven sehr gut vorbereitet, hochglanzpoliert, interpretatorisch im Mainstream. In anderen Worten: neue Aspekte hat Jansons keine anzubieten, der einzige Aha-Effekt erfolgt, wenn man von Stereo auf Surround umschaltet: das ist doch ein enormer Gewinn! Read More →
Franz Schubert / Anton Webern: 6 Deutsche Tänze D 820; Josef Strauss: Frauenherz Polka op. 166, Delirien Walzer op. 212, Pêle-mêle Polka op. 161; Franz Schubert: Symphonie Nr.9 D 944 (Die Große); Wiener Philharmoniker, Nikolaus Harnoncourt (2009)
Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4 op 58; Pierre Boulez: Notations I-IV & VII; Anton Bruckner: Te Deum; Dorothea Röschmann, Elina Garanča, Klaus-Maria Vogt, René Pape, Wiener Staatsopernchor, Wiener Philharmoniker, Daniel Barenboim (2010)
Alban Berg: Lulu Suite, Der Wein; Gustav Mahler: Das Klagende Lied; Anna Prohaska, Dorothea Röschmann, Anna Larsson, Johan Botha, Wiener Staatsopernchor, Wiener Philharmoniker, Pierre Boulez (2011)
4 DVD C-Major 713608; Bild 16:9; Stereo & Surround; 2008-11(365') - Rezension von Remy Franck
Die erste DVD aus diesem Set, die ich einlegte, war die mit Boulez und Barenboim. Zwei gute Musiker hatte ich erwartet, zwei kraftlose Opas sah ich. Gleich in Ravels ‘Valses Nobels et Sentimentales’ dirigiert Boulez so teilnahmslos, dass alles auf der Strecke bleibt, was hätte Leben in dieses Opus bringen können. Das Publikum klatscht so gelangweilt, wie es wohl war. Dann kommt Barenboim zum Bartok-Konzert: es wird ein Gipfeltreffen zweier Opas. Kein Feuer gibt es, selbst da, wo die Musik schneller fließt. Die Wiener Philharmoniker schauen ernst und gelangweilt drein, blasen und fiedeln genau langweilig daher. Das teuer zahlende Publikum glaubt wegen der Namen, es müsse gut gewesen sein und reagiert etwas intensiver, einige rufen sogar Bravo. Stravinskys Feuervogel wird genau so uninspiriert und brav dargeboten. Boulez dirigiert wie ein Roboter. Read More →
Das im Dezember 2000 in Paris uraufgeführte ‘EL Niño’ (‘Der Knabe’) ist ein Weihnachtsoratorium (und keine Oper, wie verschiedentlich geschrieben wurde) mit Texten aus der Bibel, aber auch von englischen, spanischen und lateinischen Autoren, von den Propheten, die vor Jesus Christus lebten, bis hin zu zeitgenössischen Frauenrechtlern. Dieser Film beruht auf den Aufnahmen, die bei der Uraufführungsproduktion in Paris entstanden, bei der Mitautor Peter Sellars eine Inszenierung auf der Bühne des Châtelet mit der Projektion eines eigens für dieses Oratorium gedrehten Films verband. Read More →
Je mehr Opern von Giovanni Battista Pergolesi zugänglich gemacht werden, umso deutlicher wird seine Rolle in der Entwicklung der Oper. ‘Lo frate ‘nnamorato’ (Der verliebte Bruder) ist ein Jugendwerk und sehr charakteristisch für die Gattung, die er mit seinem Talent prägte. Die verzwickte Liebesgeschichte wurde als Buffooper konzipiert und 1732 im neapolitanischen Dialekt uraufgeführt am ‘Teatro dei Fiorentin’ in Neapel.
Der Regisseur Willy Landin hat die Oper in ein gemütliches und farbiges italienisches Dorf in den Fünfzigerjahren verlegt. Leider fehlt der Inszenierung jene Spritzigkeit, die sich glücklicherweise in der Musik wiederfindet. Read More →
Diese Videodisc enthält einen Mitschnitt der ‘Ouverture Spirituelle’ bei den Salzburger Festspielen 2012 im Dom der Mozartstadt. Es ist ein irritierendes Konzert. Ob davor jemand Harnoncourt so sehr belästigt hatte, dass sich das in einer interpretatorischen Hypernervosität äußerte? Schon das Kyrie ist seltsam überakzentuiert und über-energetisch, ja direkt kämpferisch und wir so seines Sinnes beraubt. Read More →


















