Carl Maria von Weber: Hunter's Bride (Der Freischütz); Juliane Banse (Agathe), Michael König (Max), Michael Volle (Kaspar) Franz Grundheber (Ottokar), Benno Schollum (Kuno), Regula Mühlemann (Ännchen), René Pape (Eremit), Olaf Bär (Kilian), Rundfunkchor Berlin, London Symphony Orchestra, Daniel Harding; Regie: Jens Neubert; 1 DVD Arthaus Musik 101692; Bild 16:9; Stereo & Surround; 2010 (147') – Rezension von Remy Franck

Bei dieser Produktion handelt es sich nicht um eine gefilmte Opernaufführung, sondern um einen Opernfilm. Das ist nichts Neues, denn solche Opernfilme mit im Studio gefilmten Szenen oder Außenaufnahmen auf einer bestehenden Tonspur gibt es seit den Sechziger Jahren. Insbesondere Herbert von Karajan hat einige meisterhafte Opernfilme gemacht.

Der Film von Jens Neubert ist freilich problematisch in mehr als einer Hinsicht. Zunächst habe ich den Eindruck, dass der Film visuell überladen ist und mit allerlei Schnickschnack und Handlungsvielfalt von der Musik ablenkt, das umso mehr, als die nicht zur Musik gehörenden Geräusche diese ebenfalls stark beeinträchtigen. Das ist mehr eine Frage der Balance als eine Grundsatzfrage.

Um Balance geht es auch in den Tonfassungen. Während die PCM-Abmischung relativ gut ist, ist der  5.1.-Ton ungeniessbar. In dieser Fassung sind die Stimmen nämlich so sehr in den Vordergrund gestellt und so sehr von der Orchestermusik gelöst – ja wirklich gelöst – dass ich schnell zur Stereospur umgeschaltet habe.

Regisseur Jens Neubert hat die Oper in die Zeit ihrer Entstehung verlegt. Der napoleonische Krieg liefert den Hintergrund für die Geschichte, die ohne diesen Krieg sehr gut ausgekommen wäre, denn er ermöglicht es dem Regisseur letztlich nur, tote Soldaten zu zeigen und das macht er in so drastischer Weise, dass der Film in Deutschland nur ab 12 freigegeben wurde. Herrjemine, muss denn in jeder Oper Blut literweise fließen, Adler Menschenherzen fressen und anderes unansehnliches Zeug gezeigt werden? Oder braucht der Herr Neubert diese Brutalszenen, um sich nicht sagen zu lassen, er habe nur schöne Bilder geliefert? Denn die gibt es auch. Es gibt viele davon und man genießt sie. Neubert ging es wohl um den Kontrast der Heile-Welt-Atmosphäre der Agathe und dem Krieg. Doch was bringt’s? So wie Weber die Rolle der Agatha angelegt hat, nach dem was sie spricht und singt, glaube ich kaum, dass diese zartbesaitete Dame einen so widerlichen, ungepflegten und heruntergekommenen Max hätte heiraten wollen, wie er im Film dargestellt wird.

Musikalisch ist von Mittelmaß bis Gut jede Qualitätsstufe vertreten. Juliane Banse ist eine reizende Agathe. Die darstellerisch als Ännchen wohl sehr gute Regula Mühlemann ist stimmlich etwas nüchtern und ausdrucksarm. Michael König ist bestenfalls eine korrekte Besetzung, mit einer etwas zu stark vibrierenden Stimme. Michael Volles Kaspar fehlt es deutlich an Schwärze und Bösem, während ich bei René Pape, dem Eremiten, ebenfalls Präsenz und Überzeugungskraft vermisse.  Chor und Orchester erbringen unter Daniel Hardings höchstens umsichtiger Leitung eine ebenfalls weitgehend korrekte Leistung. Opernopulenz gibt es letztlich nur im Bild, und das sündigt mir zu sehr mit dem Schlachtmesser.

Dass Neubert der Oper ihren ursprünglichen Titel wiedergibt, ‘Die Jägersbraut’, und diese Betitelung durch einen kleinen Dokumentarfilm untermauert, ist letztlich auch kein Argument, das unsere Meinung ändern würde, ganz im Gegenteil, denn eigentlich wird dieser Titel absurd in dieser Inszenierung, die aus dem Jäger einen Soldaten macht.

Jens Neubert focuses on the contrast between bloody war scenes and the charming world of Agathe. At the end, the enrichened action prevents the listener from paying enough attention to the music, which is not totally convincing either.

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