J. Adams: El Niño; Dawn Upshaw, Lorraine Hunt Lieberson, Willard White, Theatre of Voices, London Voices, Deutsches Symphonieorchester Berlin, Kent Nagano; Inszenierung: Peter Sellars; 1 DVD Arthaus Musik 101 669; Bild 16:9; Stereo & Surround; Live 12/00 (119' + 28' Interviews) – Rezension von Remy Franck

Das im Dezember 2000 in Paris uraufgeführte ‘EL Niño’ (‘Der Knabe’) ist ein Weihnachtsoratorium (und keine Oper, wie verschiedentlich geschrieben wurde) mit Texten aus der Bibel, aber auch von englischen, spanischen und lateinischen Autoren, von den Propheten, die vor Jesus Christus lebten, bis hin zu zeitgenössischen Frauenrechtlern. Dieser Film beruht auf den Aufnahmen, die bei der Uraufführungsproduktion in Paris entstanden, bei der Mitautor Peter Sellars eine Inszenierung auf der Bühne des Châtelet mit der Projektion eines eigens für dieses Oratorium gedrehten Films verband.

Obwohl das Werk durchaus musikalisch allein bestehen kann – wie die Schallplattenaufnahme bei Nonesuch beeindruckend zeigt – ist Adams’ intelligentes und bewegendes Weihnachtsoratorium in dieser Filmfassung besonders greifbar, weil darin die Absichten von John Adams, die Geburt eines Kindes aus der Perspektive der Mutter darzustellen, von Sellars sehr einfühlsam umgesetzt wurde. Die Musik erreicht in ihrer Einfachheit eine Komplexität, die uns gefangen nimmt, dies wohl nicht zuletzt, weil Kent Nagano sehr inspirierend dirigiert und bei den Proben seinem Ensemble die Musik einimpfte. Dawn Upshaw ist eine hinreißende Mary,  Willard White ein ergreifender, weil heillos in seinen Gefühlen hin und her geworfener Joseph. Ein prächtiges Zeugnis zeitgenössischer Musik, mehr noch, ein Dokument, in dem die Verschmelzung der Künste, Musik, Theater, Ballett und Video ein Gesamtkunstwerk besonderen Ranges ergeben.

John Adams’ oratorio El Niño benefits immensely from Peter Sellars’ sensitive pictures. Musically the production is outstanding.

  • Pizzicato

  • Archives