Arthaus nimmt eine von Jesus Lopez-Cobos straff und dramatisch dirigierte ‘Rigoletto’-Inszenierung von Graham Vick aus dem ‘Liceu’ von Barcelona ins Programm. Die im Großen und Ganzen nicht uninteressante Produktion, die den Hofnarren und den Grafen in den Mittelpunkt einer zügellos sexbesessenen und darin auch masochistisch brutalen Männerwelt versetzt, hat in Marcelo Alvarez einen recht guten Duca, aber dem Rigoletto von Carlo Alvarez fehlt es deutlich an stimmlicher Ausstrahlung: weder ist die Stimme groß genug, noch erlangt sie die notwendige emotionale Dimension. Read More →
‘Khovanshchina’ ist die wohl bedeutendste Komposition, die Mussorgsky bei seinem Tode unvollendet hinterlassen hat. Der erste, der eine spielbare Fassung dieser kostbaren Oper, die den Vergleich mit ‘Boris Godunov’ problemlos aushält, orchestriert hatte, war Rimsky-Korsakov gewesen, doch war er dabei ziemlich respektlos mit Mussorgskys Arbeit umgegangen. Erst Dmitri Shostakovich griff auf die originalen Orchestrierungsskizzen zurück und schuf eine Nachbearbeitung, die dem Komponisten gerecht wird. Auf sie stützt sich diese Produktion mit Claudio Abbado, der dazu noch den wirkungsvollen, von Igor Strawinsky 1913 für Diaghilev komponierten Schlusschor verwendet. Read More →
Für seine ‘Turandot’ bei den Bregenzer Festspielen hat Marco Arturo Marelli kein chinesisches Bild ungenutzt gelassen: die Chinesische Mauer, die sich auf der Bühne bis in 27 Meter Höhe erhebt, die Terrakotta-Armee des Kaisers Qin Shihuangdi, Feuertänzer, Schwertkämpfer, Drachen, Lampions…spektakulärer und farbiger kann man Puccinis letzte Oper nicht inszenieren. Read More →
Diese Produktion aus dem Nationaltheater Mannheim mit Generalmusikdirektor Dan Ettinger und dem Regisseur Achim Freyer ist Geschmackssache. Sie erinnert an die Fura dels Baus-Inszenierung aus Valencia. Read More →
Die Tondichtung ‘Die Waldtaube’ (The Wood Dove) entstand im Jahr 1896, nachdem Dvorak aus Amerika in seine Heimat zurückgekehrt war. Nach der Beerdigung ihres Mannes (Marcia funebre) begegnet eine Frau einem jungen Mann, den sie bald darauf heiratet (Molto vivace, Böhmische Hochzeitsmusik). Doch am Grab ihres verstorbenen Gatten wird die Frau vom anklagenden Gurren einer Waldtaube verfolgt, worauf sie sich ertränkt. Leos Janacek dirigierte die Uraufführung in Brünn. Read More →
Bernard Haitink hat Gustav Mahlers Symphonien mehrfach aufgenommen, mit verschiedenen Orchestern. Von der Dritten Symphonie gibt es Aufnahmen mit dem ‘Concertgebouw’ (1966, 1983 u. 1995), mit den Berliner Philharmonikern (1990) und mit dem ‘Chicago Symphony’ (2006). Von den ca. 140 Aufnahmen der Symphonie stammen also nicht weniger als fünf von Haitink. Und dennoch muss man bis ins Jahr 1966 zurückgehen, um seine beste Interpretation (mit Maureen Forrester im Gesangspart) zu hören. Unmittelbar daneben stelle ich diese Videoaufnahme von 1983, eine Interpretation, die auch als Studioproduktion auf der Philips-CD zu hören ist. Read More →
Knackiges aus dem Innenleben der Mailänder Scala
‘Teatro alla Scala – The Golden Years’ nennt sich eine Reihe, aus der Dynamic nun die erste Folge veröffentlicht hat. Es sind Fernsehfilme von 1981, die aus dem ursprünglichen Filmmaterial digitalisiert wurden. Es gibt in den Filmen recht viel Leerlauf, aber auch immer wieder hoch interessante Szenen. Richtig wertvoll sind vor allem die Interviews mit Mario del Monaco (sehr direkt, sehr informativ), Giulietta Simionato und Antonio Votto (mit knackigen Aussagen zur Rivalität Callas-Tebaldi) sowie Giuseppe di Stefano (mit provozierenden Aussagen über Pavarotti – er arbeitet gegen sein Instrument – und Callas – sie sang und fühlte wie ein Mann-). Read More →
Es war wohl das Schönste und Bewegendste was ein Orchester machen kann, wenn sein Chefdirigent gestorben ist: ein Stück ohne ihn zu spielen, aber ganz erfüllt von seinem Geist. So geschehen im KKL Luzern bei einem Gedächtniskonzert für Claudio Abbado. Das Festspielorchester musizierte den ersten Satz der ‘Unvollendeten’ von Franz Schubert. Read More →
1982 wagte Bernhard Haitink mehr als heute, wo der mittlerweile 86-Jährige ruhiger geworden ist. Seine 1982 aufgezeichnete Interpretation der Vierten Symphonie ist daher mit ihrem emotionalen Rubato und den auffallenden Dynamik-Variationen, mit ihren kräftigen Akzenten und Farbtupfern eine gefährliche Sache, mehr bedrohlich als sinister, und alle Heiterkeit scheint mehr Wunschdenken zu sein als Realität: die so verletzbare Mahlersche Seele wird nicht nur im langsamen Satz ergreifend präsent. Read More →
Mehrere bedeutende amerikanische Opernhäuser haben sich zusammengetan, um Jerome Kerns Musical ‘Showboat’ aus dem Jahr 1927 auf die Bühne zu bringen. Herauskam eine aufwändige und musikalisch glanzvoll besetzte Produktion, die eine ähnliche Wirkung hat wie wenn die größten Opernhäuser eine Operette auf höchstem Niveau produzieren. Kerns Musical auf ein Libretto von Oscar Hammerstein ist wohl nicht oft so anspruchsvoll und doch in allen Hinsichten genuin realisiert worden. Read More →

















