Giacomo Puccini: Turandot; Mlada Khudoley, Turandot, Riccardo Massi, Kalaf, Guanqun Yu, Liu, Michael Ryssov, Timur, Manuel von Senden, Altoum, Philharmonischer Chor Prag, Bregenzer Festivalchor, Wiener Symphoniker, Paolo Carignani; Regie: Marco Arturo Marelli; 1 Blu-ray C Major 731504; Bild 16:9; Stereo & Surround; Live 8/2015 (125') – Rezension von Remy Franck

Für seine ‘Turandot’ bei den Bregenzer Festspielen hat Marco Arturo Marelli kein chinesisches Bild ungenutzt gelassen: die Chinesische Mauer, die sich auf der Bühne bis in 27 Meter Höhe erhebt, die Terrakotta-Armee des Kaisers Qin Shihuangdi, Feuertänzer, Schwertkämpfer, Drachen, Lampions…spektakulärer und farbiger kann man Puccinis letzte Oper nicht inszenieren.

Dennoch wird das Drama von den vielen Showelementen nicht erdrückt, sondern kann sich in dieser visuellen Pracht voll entfalten. Ja, manchmal sind es gerade die spektakulärsten Effekte, die die Spannung des Operngeschehens steigern, wie etwa die in Zeiten des IS-Terrors recht signifikant dargestellte Enthauptungsszene im ersten Akt und die Ministerszene im zweiten, die vor Regalen mit den im Formalin aufbewahrten Köpfen der erfolglosen Liebhaber Turandots spielt, oder eine große Videoscheibe, die mit allerlei Schriftzeichen und symbolträchtigen Bildern für optische Effekte sorgt. Dass es Marelli gelingt, in dem Ganzen auch noch Intimität einzubringen, ist ihm anzurechnen. Und selbst wenn nicht alles Sinn macht, und die Wasserfontänen am Schluss der Oper wirklich nur eine Zutat mehr sind, kommt der Rezensent nicht umhin, für diese technisch höchst aufwändige und bestimmt auch teure Inszenierung Verständnis und sogar Zustimmung aufzubringen.

Der italienische Tenor Riccardo Massi singt einen stimmlich beachtlichen Kalaf. Sein Tenor mag wohl etwas monochrom sein, aber das Timbre ist angenehm und die fein artikulierende Stimme klar, frei und gut fokussiert. Guanqun Yu ist eine stimmlich gute und bewegende Interpretin der Liu. Mlada Khudoley singt die ‘eisgegürtete Prinzessin’ mit guten stimmlichen Mitteln, aber auch mit etwas zu viel Vibrato und nicht immer ganz intonationssicher.

Unter den Ministern fällt der Interpret des Ping, der Südtiroler Bariton André Schuen, wegen eines besonders ausdrucksvollen und gepflegten Gesangs auf.

Paolo Carignani hat die Chöre und die Wiener Symphoniker fest im Griff und bringt insgesamt viel Spannung in die Musik, er die er ohne Pathos und immer recht zügig dirigiert.

Wer sich also einen spektakulären, visuell durch die gute Kameraführung zusätzlich reizvollen Opernabend gönnen will, dem sei diese Videoproduktion angeraten.

Very spectacular, full of terrific visual elements, the Bregenz Turandot is an opera show that is also musically rewarding. The cast is mainly excellent, and Paolo Carignani draws good singing and playing from the chorus and orchestra.

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