Diese Produktion aus dem Nationaltheater Mannheim mit Generalmusikdirektor Dan Ettinger und dem Regisseur Achim Freyer ist Geschmackssache. Sie erinnert an die Fura dels Baus-Inszenierung aus Valencia.
Wenn man von der Perspektive ausgeht, dass der ‘Ring’ eine mythologische Welt darstellt, eine Phantasiewelt, in der visuell und szenisch alles möglich ist, stehen einem Regisseur alle Türen offen, um seine Intentionen auf eine ganz eigenartige Weise darzustellen.
So könnte man Freyers gewagte Inszenierung als Kunstschöpfung aus poetischem Expressionismus deuten, die freilich teilweise nur schwer nachzuvollziehen ist. Auf der Mannheimer Drehbühne entsteht eine kosmische Welt, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zusammenfließen. Die Kostüme sind farbig und haben oft einen asiatischen Bezug. Licht und Farben verstärken den außerirdischen Charakter der zeitlosen Inszenierung. Resultat: Es entsteht eine moderne Spaßgesellschaft mit kosmischem Charakter, in der die Figuren sich so langsam bewegen wie Planeten und andere Sterne der Galaxie. Freyer kreiert zudem Gruppen von Charakteren und gibt jeder Gruppe ihre distinktiven Züge und Bewegungen, mit repetitiven und abstrakten Gesten. Viel Symbolik entgeht einem beim ersten Ansehen der Aufnahme, aber in mehreren Durchgängen entdeckt man immer wieder neue Details in den ‘Dali-Bildern’. « Ich interpretiere nicht. Der Zuschauer muss die Möglichkeit behalten, selbst zu interpretieren », sagt der Regisseur.
Musikalisch gesehen ist Dan Ettingers Interpretation eher unausgeglichen. Der Klang ist etwas mechanisch und kalt, manchmal auch schwammig, selbst wenn ab und zu einige kammermusikalisch gefühlsintensive Feinheiten zu hören sind. Technisch gesehen ist das Orchester nicht ganz auf der Höhe, und gegenüber dem stark besetzten Blech fehlt es den Streichern an Volumen.
Einige Sänger sind ausgezeichnet, so Thomas Jesatko als Wotan, der in seinem seltsamen und unbequemen Kostüm eine stimmliche Glanzleistung liefert. Edna Prochnik glänzt in mehreren Rollen, als feine Fricka, aber auch als wilde Walküre, als Erda im ‘Siegfried’, oder als Waltraute in der ‘Götterdämmerung’. Bemerkenswert sind ebenfalls die Brünnhilde der Judith Németh und der Siegfried von Jürgen Müller. Auf der Soll-Seite figuriert Endrik Wottrich (Siegmund), dessen Stimme nun wirklich ‘passée’ ist.
Fazit: Diese Mannheimer Produktion bietet musikalisch nichts wirklich Herausragendes, und ob er das oft inkohärente Fantasy-Spiel auf der Bühne mag, muss jeder Wagner-Freund für sich entscheiden.
Musically uneven, yet with some good singing, this Ring from Mannheim is rather special with the pure fantasy character of the colourful staging.