Antonin Dvorak: Die Waldtaube; Leos Janacek: Taras Bulba; Julius Fucik: Einzug der Gladiatoren, Winterstürme, Florentiner Marsch, Donausagen, Marinarella, Die lustigen Dorfschmiede; Tschechische Philharmonie, Vaclav Neumann; 1 Blu-ray Arthaus Musik 109122; Bild 4:3; Stereo; Live 1986 (89') – Rezension von Remy Franck

Die Tondichtung ‘Die Waldtaube’ (The Wood Dove) entstand im Jahr 1896, nachdem Dvorak aus Amerika in seine Heimat zurückgekehrt war. Nach der Beerdigung ihres Mannes (Marcia funebre) begegnet eine Frau einem jungen Mann, den sie bald darauf heiratet (Molto vivace, Böhmische Hochzeitsmusik). Doch am Grab ihres verstorbenen Gatten wird die Frau vom anklagenden Gurren einer Waldtaube verfolgt, worauf sie sich ertränkt. Leos Janacek dirigierte die Uraufführung in Brünn. Und von diesem Komponisten, der von Dvorak so sehr beeinflusst wurde, dirigiert Vaclav Neumann (1920-1995) anschießend ‘Taras Bulba’ nach Nikolaj Gogols gleichnamiger Erzählung, einem Sujet, das Janacek in seiner panslawistischen und damit pro-russischen Haltung sehr entgegenkam. Gogols Stück spielt Anfang des 17. Jahrhunderts und thematisiert einen Krieg der ukrainischen Kosaken unter ihrem Anführer Taras Bulba gegen die Polen. Dabei richtet Bulba seinen eigenen Sohn hin, der wegen eines Mädchens zu den Polen übergelaufen ist. Am Ende wird Bulba vom Gegner gefangen genommen und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Im Todeskampf ermutigt Bulba seine Freunde, durchzuhalten und an die Erlösung zu glauben.

Janacek hat Gogols Erzählung mit illustrativen Mitteln umgesetzt, aber auch die emotionalen Aspekte verarbeitet und den Tod des Helden in einer Art transzendierender Apotheose Ausdruck gegeben.

Für das Narrative hat Dirigent Neumann ebenso ein gutes Gespür wie für das Emotionale. Vor allem aber gehört er zu den Dirigenten, die ein Orchester nicht einfach dirigieren, sondern den Klang des Orchesters sorgfältigst formen.

Die Tschechische Philharmonie brilliert an allen Pulten, und ihr wohl ausbalanciertes, transparentes Spiel wurde sehr gut von den Mikrophonen eingefangen.

Als Zugabe gibt es vom Dvorak-Schüler Julius Ernest Wilhelm Fucik (1872 – 1916) sechs seiner bekanntesten Stücke, reizvolle Unterhaltungsmusik, die die Tschechen auf höchstem Niveau darbieten.

Vaclav Neumann was one of those rare conductors able to not only conduct an orchestra but to form his sound. He delivers superb performances of Dvorak’s Wood Dove, Janacek’s Taras Bulba and six short marches and waltzes by the Czech composer Julius Fucik.

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