Bohuslav Martinu: Violinkonzerte Nr. 1 & 2; Bela Bartok: Sonate für Violine solo; Frank Peter Zimmermann, Bamberger Symphoniker, Jakub Hrusa; 1 SACD BIS 2457; Aufnahme 10/2018, 09+10/2019, 02/2020; Veröffentlichung 11/2020 (74'40) – Rezension von Uwe Krusch

Ungefähr im Jahresabstand wurde nun die dritte Aufnahme der beiden Violinkonzerte von Bohuslav Martinu veröffentlicht. Nach einer Aufnahme aller Konzerte (auch) mit Violine durch Bohuslav Matousek (Pizzicato-Rezension)  und durch Thomas Albertus Irnberger (Pizzicato-Rezension) hat sich nun Frank Peter Zimmermann dieser Aufgabe gestellt und die beiden Konzerte mit der Solosonate für Violine von Bartok kombiniert.

Martinus Erstes Konzert entstand in mühevollem Prozess im Auftrag seines Freundes Samuel Dushkin  und ist anspruchsvoll solistisch im neobarocken Stil angelegt. Das zweite Werk, im Auftrag von Misch Elman, zeigt eher impressionistische Züge. Daneben zeigt die späte Solosonate von Bartok wieder dessen frühen Stil wie in den Violinsonaten mit Klavier, der sehr spröde ist, aber ebenso ausgefeilt und anfordernd.

Zimmermann löst die Aufgaben souverän, wie gewohnt mit edlem Ton in höchster Spielkultur. Dabei gelingt es ihm auch noch beispielhaft, die unterschiedlichen Stile der Konzerte deutlich zu machen. Beim zuerst zu hörenden zweiten Konzert pflegt er die große musikalische Geste, ohne deswegen Zucker aufzutragen. Im ersten Konzert dagegen wird der Musik die Luft zum Atmen und zur Entwicklung gelassen. Platt gesagt, spielt er dieses Konzert schöner, das andere spannender.

Die Sonate von Bartok ist allein vom Umfang her keine bloße Beigabe. Vielmehr stellt sie mit den Anklängen an Bach eine der wichtigsten Kompositionen der jüngeren Zeit in diesem Segment dar. Zimmermann vermag mit seiner Deutung sowohl die Strukturen des Werkes offen zulegen wie auch mit elegantem Ton dem Stück die Schärfe, aber nicht die Würze nimmt.

Die Bamberger Symphoniker unter ihrem aktuellen Chef Jakub Hrusa sind bei dieser Musik aus ihrer eigenen Geschichte heraus mit Herz und natürlichem Gestus, wie Hrusa im Pizzicato-Interview mitgeteilt hat,  dabei.

Gegenüber den beiden älteren Aufnahmen zeigen Orchester und Dirigent ihre ganze Stärke, die zuletzt wiederholt in ihren Aufnahmen gefunden wurde (Rezension). Mit gut durchleuchtetem Orchesterbild selbst in kräftiger orchestrierten Momenten liefern sie eine sehr transparente Begleitung, die ihre Bedeutung als Partner und Ideengeber für den Solisten zeigt. Zusammen zeigen sie, dass dieser Komponist gerne öfter erklingen könnte.

After a recording of Martinu’s concertos with violin by Bohuslav Matousek (Pizzicato review)  and by Thomas Albertus Irnberger (Pizzicato review) , Frank Peter Zimmermann is performing both of the Violin Concertos, combined with Bartok’s Sonata for solo violin.
While Martinu’s First, commissioned by his friend Samuel Dushkin, is ambitiously designed in the neo-baroque style, the second work, commissioned by Misch Elman, has a more impressionistic character. In addition, Bartok’s late Solo Sonata again shows his early style, as in the violin sonatas with piano, which is very brittle, but just as polished and demanding.
Zimmermann’s superior playing has the usual noble tone. He also succeeds in an exemplary manner to perfectly differentiate the styles of the two concertos. In the Second Concerto, which is the first to be heard, he cares for the grand musical gesture without adding sugar. In the First Concerto, on the other hand, the music is given the air to breathe and develop. Simply put, this concerto is more beautiful, while the other one is more exciting.
The Sonata by Bartok is not just an addition in terms of duration. Rather, with its echoes of Bach, it is one of the most important compositions in this segment. Zimmermann’s interpretation is able to reveal the structures of the work as well as to take away the sharpness, but not the spice, of the piece.
From its own history the Bamberger Symphoniker under its current director Jakub Hrusa are deeply involved in this music, as Hrusa has stated in a Pizzicato interview . Compared to the two older recordings, the orchestra and conductor show their full strength, which was found repeatedly in their most recent recordings, (Review). With a transparent sound even in powerfully orchestrated passages, they deliver a very transparent accompaniment that shows their importance as partners and sources of ideas for the soloist. Together they show that this composer would deserve ore popularity.

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