Diana Tishchenko & Zoltan Fejervari
(c) Sébastien Grébille

In ihrer Reihe mit jungen, aufstrebenden Künstlern in Zusammenarbeit mit der European Concert Hall Organisation stellt die Luxemburger Philharmonie üblicherweise ausgezeichnete Musiker vor. Unbeachtlich vielleicht noch jugendlicher Unsicherheit oder anderer Feinheiten lohnt sich der Besuch eines solchen Konzertes immer. Das war auch beim jüngsten Auftritt so, meint Uwe Krusch, der die ukrainische Geigerin Diana Tishchenko und den ungarischen Pianisten Zoltan Fejervari erleben durfte.

Den Umständen geschuldet durften sie sogar den großen Saal statt des Kammermusiksaals erobern. Die wenigen erlaubten Zuhörer verlieren sich zwar, aber die von ihnen ausgehenden Geräusche wie vibrierende Mobiltelefone und das Rausfummeln von Sachen aus Taschen fallen dadurch umso mehr auf. Während das vorherige Konzert davon befreit war, gab es an diesem Abend etliche Störungen.

Beide Künstler hatten vorab schon die Vorfreude lockende Bewertungen für ihre Aufnahmen bekommen, so Tishchenko (Rezension).  Und auch der Pianist hatte allein  überzeugt (Rezension). Die Geigerin war beim Wettbewerb in Shanghai  angenehm aufgefallen (Pizzicato-Bericht). Diese Vorfreude wurde im Konzert reichlich belohnt.

Mit der so einfach klingenden, aber für beide Instrumentalisten umso schwerer zu spielenden Fantasie von Franz Schubert eröffnete der Abend. Dieses für den Salon komponierte und schon nach Ansicht der Zeitgenossen von Schubert diesen an Zeit und Komposition überfordernde Werk erlebte eine zunächst fast zaghaft wirkende Eröffnung. Im Laufe des Werkes steigern sich aber sowohl die Anforderungen aus der Komposition als auch die beiden Interpreten an Intensität und Stärke zulegten. Dabei wahrten sie aber immer den gedanklichen Hintergrund eben an die Gelegenheit, für die dieses Stück geschaffen wurde. Auch laute und kraftvolle Abschnitte strotzten nicht vor Muskelkraft, sondern blieben geschmackvoll. Vielleicht entstand vereinzelt der Höreindruck, dass aus Zurückhaltung gestalterische Möglichkeiten nicht ausgenutzt wurden, weil die Violinistin zu vorsichtig die Saiten strich. Aber jungen Menschen, auch Künstlern, darf man noch Entwicklungsmöglichkeiten zugestehen, ohne deswegen Missfallen äußern zu wollen.

Diana Tishchenko & Zoltan Fejervari
(c) Sébastien Grébille

Das ebenso enge wie abgestimmte Zusammenspiel erfuhr seinen Höhepunkt in dem letzten im Programm vorgesehenen Stück, der César Franck-Sonate. Hier zeigten die beiden ebenso eine weite Spannbreite an Dynamik und Stimmungen, die immer so gelang, dass beide den anderen gewähren ließen und sich trotzdem klanglich nicht gegenseitig zudeckten, was ja vor allem von Seiten des Klaviers leicht passieren kann. Auch hier vermieden sie als Gewinn für die musikalische Gestaltung jede übertriebene Kraftmeierei. So gelang eine durch und durch gefühlsbetonte, aber nie gefühlige Interpretation. Als kleines Extra schloss sich Beau Soir von Claude Debussy an.

Mit subtiler Technik und großer Präsenz zieht Fejervari die Zuhörer und auch seine musikalischen Partner wie hier Diana Tishchenko in seine Interpretationen. Seinem Spiel kann technisch ohne Gefahr die höchste Messlatte angelegt werden. Tishchenko steht dem in nichts nach.

In der Mitte stand das jeweils im Rahmen des Zyklus mitbeauftrage Stück, ‘A Box Of Darkness With A Bird In Its Heart’, bei dem nur die Geigerin Diana Tishchenko gefordert war. Dieses an Worten von Terrance Hayes anknüpfende Werk übernimmt die in den Versen zum Ausdruck kommenden Unterdrückung, Gefahr und Zweideutigkeit, in dem es mit kruden Schlägen, geräuschhaften Elementen und über den Rücken laufenden Schauern aufwartet. Sowohl vom Titel als auch kompositorisch in der Mitte eingebettet erklingen als Gegensatz vogelstimmenhafte Töne, die das Gefangensein in der nicht einzuordnenden nebulösen Umgebung vermitteln. Diana Tishchenko demonstrierte auch hier ihre technischen und gestalterischen Stärken, um diese im Subtext mitwirkenden Ausdrucksmittel zu verdeutlichen.

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