Johann Sebastian Bach: Klavierkonzerte BWV 1055 & 1056; Felix Mendelssohn Bartholdy: Konzert für Violine, Klavier & Streicher d-moll; Sabine Weyer, Klavier, Olga Pak, Violine, Berliner Camerata; 1 SACD, Ars Produktion 38223; Aufnahme 08/2016, Veröffentlichung 07/2017 (62'00) - Rezension von Alain Steffen

Diese Aufnahme mit der Pianistin Sabine Weyer ist wieder ein gutes Beispiel dafür, dass luxemburgische Musiker sich durchaus auf einem Niveau befinden, um mit ihren ausländischen Kollegen mitzuhalten. Dass wir hier aber nicht die maximale Bewertung geben, liegt nicht an den pianistischen und interpretatorischen Fähigkeiten der Pianistin, sondern eher an der Auswahl des Klaviers. Der Bechstein-Flügel klingt für meinen Geschmack bei Bach einerseits viel zu rund und groß, andererseits neigt er in den hohen Lagen zum Verzerren.

Sabine Weyer spielt ihren Bach sehr virtuos und klangintensiv, in den langsamen Sätzen dagegen sehr lyrisch und gefühlvoll. Und das jedes Mal in totalem Einklang mit dem Orchester. Der volle Klang und das  äußerst dynamische Spiel der Berliner Camerata passen hervorragend zu den Werken und zu Weyers hochprofessioneller Interpretation. Was vor allem gefällt, ist der frische, unkomplizierte Zugang zu Bachs Musik. So wird hier wieder einmal bewiesen, dass Bachs Musik durchaus nicht immer ernst und kopflastig gespielt werden muss, ja, dass sie sogar in einer musikantisch-virtuosen Interpretation weitaus mehr Charme entwickeln kann als in einem trockenen und analytisch geprägten Spiel.

Klanglich ausgewogener kommt das selten gespielte Konzert für Violine, Klavier und Streichorchester von Felix Mendelssohn-Bartholdy daher, das ein echter ‘Hingucker’ ist und diese CD somit besonders interessant macht. Sabine Weyer zeigt, dass sie hier, wie übrigens auch bei Bach, eine wunderbare Gestalterin der Musik ist; ihr Spiel ist unverschnörkelt und kommt sofort auf den Punkt. Spieltechnisch brillant, virtuos und in den langsamen Passagen sehr gefühlsvoll lässt die Pianistin keine Wünsche offen. Olga Pak spielt den Violinpart bei Mendelssohn souverän und immer im ‘Trialog’ mit ihrer Partnerin und dem Orchester. Trotz des vorhin gemachten Einwandes ist diese gelungene SACD rundum zu empfehlen.

Luxemburgish pianist Sabine Weyer fully convinces with virtuoso and sonorous Bach performances, and her Mendelssohn is brilliant in the outer movements while very sensitive and delicate in the slow movement.

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