Rudolf Buchbinder
(c) Bruno Fidrych

Beethovens Fünf Klavierkonzerte mit Rudolf Buchbinder und dem Luxembourg Philharmonic standen auf dem Programm von Konzerten in der Luxemburger Philharmonie. Alain Steffen ist begeistert.

In den späten Sechzigerjahren debütierte Rudolf Buchbinder mit Louis de Froment und dem damaligen RTL-Sinfonieorchester in Luxemburg. In den Siebzigern spielte er unter Pierre Cao und auch später kehrte er oft und regelmäßig zum Luxembourg Philharmonic zurück. Der Pianist Rudolf Buchbinder ist schon zu Lebzeiten eine Legende, und wie meistens werden solche Legenden von Klischees und Schubladendenken bestimmt.  Auch wenn man den Namen Buchbinder unweigerlich mit den Klavierwerken von Ludwig van Beethoven assoziiert und ihn zurecht als einen der größten lebenden Beethoven-Interpreten feiert, so ist Rudolf Buchbinder doch ein recht universeller Künstler der ebenso bei Haydn, Mozart oder Brahms zu Hause ist.

In Luxemburg spielte der Pianist nun an zwei Abenden Beethovens 5 Klavierkonzerte im großen Saal der Philharmonie – Nr. 2, 4 & 3 am ersten und Nr 1 & 5 am zweiten Abend –  und dirigierte dabei das Luxembourg Philharmonic vom Klavier aus. Das Resultat war umwerfend, weil Buchbinder nicht nur eine selten zu hörende Einigkeit dabei erreichte sondern in erster Linie diese Konzerte als große Kammermusik sah. Und in der Tat, die Musiker des Luxembourg Philharmonic agierten hochkonzentriert und sehr präzise, sowohl untereinander, wie auch im direkten Zusammenspiel mit Buchbinder oder in den Tutti.

Rudolf Buchbinder ist ein Pianist, der von der Tradition herkommt und niemals ein ‘jetzt komm ich’- Spiel bietet. Egal wie oft man Buchbinder in Beethoven hört, immer wieder findet er einen anderen Zugang zu den Werken, der wie hier, wunderbare, intime Momente des gemeinsamen Musizierens schuf. Die Orchestereinleitungen der Konzerte 2 , 3, und 1 bestimmten dann immer den Charakter und die Weiterentwicklung des Werkes. Dabei durften die Musiker, wie im 3. und  5. Konzert, schon mal recht wuchtig aufspielen; allerdings gelang es Buchbinder immer wieder, und das durch seine bestens vorbereitete Probenarbeit, immer wieder zur Transparenz und Schlankheit zurückzufinden. Die Tempi hielt er dabei meist flüssig und schnell, aber eigentlich folgte er nur dem inneren Duktus und dem natürlichen Atem der Musik.

Besonders gut gelang das 4. Konzert, das von einem zarten Klavierton eingeleitet wird und sich dann zu einem einmaligen Musikkosmos entwickelt. In kaum einem anderen Orchesterwerk von Beethoven klingt sein Humanismus so deutlich durch, wie hier. Herausragend war Buchbinders Interpretation des 1. Klavierkonzerts, wo er keinen Zweifel daran ließ, das das, genau wie das 2. Konzert schon ein echter Beethoven ist. Dass diese beiden Konzertabende zu ‘besten’ Konzerten wurden, lag aber nicht nur an dem Pianisten Buchbinder sondern auch an den Musikern des Luxembourg Philharmonic, die in einer klassischen Besetzung angetreten waren.

Die Konzertmeisterin Seohee Min hatte alles bestens im Griff und führte klar, so dass insbesondere die Streicher einen wunderschönen weichen und warmen Klang erreichten, auf dem sich sowohl Buchbinders Spiel frei entwickeln konnte wie sich auch hier die Holz-und Blechbläser sehr genau und klangschön ausphrasierten durften. Natürlich gab es auch einige wenige Wackler im Gesamtgefüge, aber die schmälerten die Qualität und die Intensität dieser beiden Abende auf keinen Fall. Das war exzellente symphonische Kammermusik, aus der immer wieder wunderbar Soli  in den Bläsern herausstachen. Nach dem Verklingen der letzten Note des 5. Klavierkonzertes brach dann regelrechter Jubel aus und Buchbinder und die Musiker des Luxembourg Philharmonic wurden lautstark und mit langanhaltenden Standing Ovations gefeiert.

Diabelli +

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