Giya Kancheli: Poetry of Silence: 33 Miniaturen für Klavier, 12 Miniaturen für Stimme & Klavier; Ketevan Sepashvili, Klavier, Madina Karbeli, Sopran, Temo Kharshiladze, Flöte; 1 CD Gramola 99235; Aufnahme 06/2020; Veröffentlichung 04/12/2020 (84:51) – Rezension von Uwe Krusch

Die Miniaturen des Komponisten Giya Kancheli erfahren nach zwei Produktionen (Rezension 1 + Rezension 2) und nun eine weitere Interpretation. Es handelt sich um kleinteilige Werke, die Kancheli aus seiner Musik für Filme oder Theaterstücke schuf. Mit ausgeprägtem Melodiegestaltungswillen fließt seine Musik dahin. Nur selten erhebt sich die Lautstärke oder es blitzen expressive Ausdrucksmomente auf. In Erinnerung bleibt eher die für seine Werke charakteristisch ausströmende Ruhe bis hin zur ausgelebten Stille. Organisches Atmen, Anspannung und Ruhe stehen im Zentrum.

So erklärt sich auch der von der Hauptinterpretin gegebene Titel ‘Poetry of Silence’, mit dem die Pianistin Ketevan Sepashvili 33 Miniaturen für Klavier sowie 12 Miniaturen für Stimme und Klavier hören lässt. Mit der nötigen innerlichen Entspanntheit widmet sie sich diesem feingliedrigen Kosmos mit der passenden ruhevollen Hingabe. Da die Musik technisch keine außergewöhnliche Anforderungen stellt, ist die Durchdringung und Gestaltung das wesentliche Element, und die gelingt ihr vorzüglich.

Für die Miniaturen mit Stimme gesellt sich eine weitere Landsmännin, die Sopranistin Madina Karbeli hinzu, die mit klar gestalteter, aber ausdrucksmäßig ebenso sensibler Prägung singt. Neben der eindringlich dargebrachten Musik stellt die georgische Sprache eine weitere Komponente dar, die eine sinnliche Wirkung auf das Ohr entfaltet.

Diese Musikerinnen bilden gemeinsam mit dem Flötisten Temo Kharshiladze ein Ensemble. Hier wirkt der Bläser nur in wenigen Werken mit. Mit eingepasst achtsamem Ton setzt er geschmackvolle Farbtupfer. Mit Flöte und Singstimme erzielen sie aber gegenüber den früheren Veröffentlichungen neue reizvolle Klangerweiterungen, die dezent neue Gefühlsanregungen geben, ohne die Musik zu überfordern.

After two releases (review 1 + review 2) Giya Kancheli’s Miniatures are now experiencing a further interpretation. These are small-scale works which Kancheli created from compositions for movies or plays. His music flows along with a pronounced will to create melodies. Only rarely does the volume rise or expressive moments of expression flash up. What remains in our memory is rather the characteristic calmness of his works up to the lived silence. Organic breathing, tension and silence are at the centre.
This also explains the title Poetry of Silence given by the main interpreter, the pianist Ketevan Sepashvili to this collection of 33 miniatures for piano and 12 miniatures for voice and piano. She devotes herself to this delicate cosmos with the appropriate calm and relaxation. Since the music is technically not especially demanding, an atmospheric playing is the essential interpretative element, with which she succeeds excellently.
For the miniatures with voice the pianist is joined by another compatriot, the soprano Madina Karbeli, who sings with a clear but expressively equally sensitive character. In this eloquently performed music, the Georgian language is another component that has a sensual effect on the ear.
The third musician on this disc is the flautist Temo Kharshiladze. The wind player is only involved in a few works. With a well-shaped, refined performance he sets tasteful splashes of colour. With the flute and the voice, however, we are able to discover new aspects and another emotional stimulation in these Miniatures.

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