Robert Schumann: Symphonien Nr. 2 & 4 + Genoveva-Ouvertüre op. 81; London Symphony Orchestra, John Eliot Gardiner; 1 SACD LSO live 0818; Aufnahmen 03/2018, Veröffentlichung 20/09/2019 (UK), 04/10/2019 (D) - Rezenson von Remy franck

In den ersten Minuten der Genoveva-Ouvertüre musste ich an Leopold Hagers Aussage denken: « Ohne Vibrato und scharf gespielt klingt in meinen Ohren entsetzlich ». John Eliot Gardiner hat die LSO-Streicher zu einem solchen Musizieren angeregt, gleichzeitig dirigiert er die Ouvertüre fulminant und schlank, so dass sie trotz ihrer Schärfe gefallen kann.

Es folgt die Vierte Symphonie, wie erwartet in der abgespeckten Version von 1841, die Gardiners Interpretieren entgegenkommt. Er dirigiert sie wunderbar beschwingt und wendig, schlank und spannungsvoll. Wenn man die eisig-klaren Geigen akzeptiert, kann man sich von der Dynamik des Orchesterspiels durchaus begeistern lassen. In schnellen 24 Minuten eilt er durchs Werk, nimmt sich aber dennoch die Zeit zu färben und zu akzentuieren. Die Musik leidet nicht darunter, sie bleibt in jenem Schwung, der 1841 Schumanns Gefühlsleben charakterisierte. Die Vierte war ja, nach der Frühlingssymphonie, eigentlich seine Zweite Symphonie und nicht die Vierte, als die sie revidiert herausgegeben wurde.

Auch der 2. Symphonie in D-Dur entlockt der Dirigent klanglich ganz neue Aspekte. Mit dem vibratolosen, schlanken Ton, einer großen Transparenz der Texturen sowie einem pulsierenden rhythmischen Musizieren hält er die innere Spannung hoch. Gardiner leuchtet die Partitur sehr gut, setzt immer wieder Farbtupfer und Akzente, die der Interpretation Relief und Prägnanz geben. Gerade die Zweite profitiert davon, dass sie ohne Emphase, durchwegs mit jugendlichem Elan dirigiert wird. Der letzte Satz ist ganz besonders beschwingt und leicht.

In the first minutes of the Genoveva overture, I had to think of Leopold Hager’s statement: « Without vibrato and played sharply, it sounds horrible in my ears ».
John Eliot Gardiner has inspired the LSO strings to play in that way. At the same time, the brilliant and slender performance of the overture is pleasant, despite its sharpness.
The Fourth Symphony is played in the 1841 version. Gardiner’s reading is lively and agile, slender and full of tension. If you accept the icy-clear violins, you can be inspired by the dynamics of orchestral playing. In fast 24 minutes he hurries through the work, but nevertheless takes the time to colour and accentuate. The music does not suffer from it, it has all the élan that characterized Schumann’s emotional life in 1841. The Fourth was, after the Spring Symphony, actually his Second Symphony and not the Fourth, as which it was revised.
The conductor also elicits entirely new aspects from the 2nd Symphony in D major. With the vibrato-free, slender tone, a great transparency of the textures as well as a pulsating rhythmic playing, he keeps the inner tension high. Gardiner illuminates the score very well, repeatedly adding splashes of colour and accents that give the interpretation relief. The second symphony in particular profits from the fact that it is performed without emphasis, but with youthful vigour. The last movement is particularly lively and light.

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