Memories Lost; Werke von Fazil Say, Wang Xilin, Hsiao Tyzen, Yu Julian, Chen Qikang & Wang Xiaohan; Chen Sa, Klavier, Taipei Chinese Orchestra, Chung Yiu.Kwong; 1 SACD BIS 1974; 11/13 (81’55) - Rezension von Alain Steffen

Es gibt mehrere Gründe, sich diese SACD anzuschaffen. Da ist zunächst die fantastische chinesische Pianistin Chen Sa, deren Spiel von Virtuosität, emotionaler Tiefe, Brillanz und interpretatorischen Können nur so strotzt. Fast bedauert man es, diese Ausnahmepianistin nicht mit Werken des klassischen Repertoires zu erleben. Denn es werden wohl nur sehr wenige Musikliebhaber von sich aus, diese SACD mit Werken Hsia Tyzen, Yu Julian, Chen Qugang, Wang Xiaohan undWan Xilin anschaffen wollen. Selbst das ‘Zugpferd’ Fazil Say, der mit seinem 3. Klavierkonzert op. 11 hier vertreten ist, wird nichts daran ändern. Und das ist sehr, sehr schade! Denn hier kann der aufgeschlossene Musikfreund außerordentliche Werke erleben, die gekonnt eine Brücke zwischen der asiatischen und europäischen Kultur schlagen. Wenn es sich hier auch ausnahmslos um zeitgenössische Komponisten handelt, so kann man ihre Musik in vollen Zügen genießen. Says und Xilins Klavierkonzerte bilden zwar das Hauptprogramm, aber die übrigen Solowerke sind von einer nahezu betörenden Schönheit und Intensität.

Chen Sa spielt alle Werke mit größter Hingabe, und es gibt kein Stück, was ich hier besonders hervorheben kann. Einerseits brilliert die chinesische Pianistin in den kraftvollen und sehr musikantischen Konzerten, anderseits bezaubert sie mit einem quasi transzendenten und schwebenden Spiel in den Solowerken. Perfekte Dynamik, ein unendliches Farbenspektrum, hohe Musikalität und intelligente Interpretationen zeichnen das Spiel von Chen Sa aus. Immerhin hat die 1980 geborene Pianistin bereits Konzerte in der Carnegie Hall, der Wigmore Hall oder der Tonhalle Zürich gegeben und unter Dirigenten wie Simon Rattle, Semyon Bychkov oder Edo de Waart gespielt. Eine Künstlerin, die für sich und für die Musik einsteht und von der tumben (aber leider sehr wirksamen) Effekthascherei eines Lang Lang meilenweit entfernt ist.

Ein weiterer Grund, sich diese SACD anzuhören, ist das tolle Spiel des ‘Taipei Chinese Orchestra’ unter der Leitung von Chung Yiu-Kwong. Dieses Orchester benutzt ausschließlich traditionelle chinesische Instrumente, die aber genauso wie die europäischen Instrumente eingesetzt werden. Das klingt alles trotzdem nicht fremd für das europäische Ohr, im Gegenteil, man hat sich schnell an den originellen Mischklang gewohnt und man kann sich problemlos auf die beiden Klavierkonzerte einlassen.

Brilliant music, brilliant piano playing and a stunning sound form the Chinese Orchestra: this SACD is highly recommendable!

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