Robert Schumann: Konzert für Violoncello und Orchester + Konzert für Violine und Orchester (beide arrangiert von Gilles Colliard für Soloinstrument und Streicher); Orchestre de Chambre de Toulouse, Gilles Colliard, Violine und Leitung, Nadège Rochat, Violoncello; 1 e-Album Klarthe KLA111; Aufnahme 08/2020; Veröffentlichung 06/2021 (57'14) – Rezension von Paul Heinrich Birnbaum

Die Zahl der Bearbeitungen von Kompositionen ist Legion. Insbesondere im Barock war es üblich, Werke an die jeweilige Aufführungssituation anzupassen. Spätere Beispiele sind die für den von Arnold Schönberg initiierten Verein für musikalische Privataufführungen geschaffenen Kammerfassungen. Es gibt aber auch Bearbeitungen, die als gut gemeint mehr kaputt gemacht haben als dass sie etwas erreicht hätten, Sinfonien von Bruckner fallen einem da ein. Konsistent bleiben Übertragungen von Quartetten auf Streichorchester.

Gilles Colliard geht hier einen Schritt weiter, wenn er Schumanns Konzerte für Violine bzw. Violoncello von einer Fassung für Orchester auf ein reines Streichorchester überträgt. Colliard sieht in diesen Werken zutiefst intime Kompositionen, die keinerlei Wert auf virtuose Qualitäten legen. Folgt man dem, kann man seine Reduktion als folgerichtig sehen.

Ich kann das Ansinnen zwar verstehen und nehme auch Momente wahr, die ihren Reiz entfalten. Insgesamt aber freunde ich mit dieser Beschränkung nicht wirklich an. Ob hier der mit der Person Robert Schumann verbundene Gedanke, dass er wegen seiner nachlassenden geistigen Verfassung gar nicht mehr richtig komponieren konnte, wie es ja gerade auch für das Violinkonzert diskutiert wurde, eine Rolle spielte, mag dahinstehen. Jedenfalls gibt es genügend Beispiele überzeugender Interpretationen beider Werke in der gewohnten Form.

An diesem nicht nur positiven Eindruck mögen auch Aufnahmetechnik und das Spiel aller Interpreten ihren Anteil haben. Der eingefangene Klangeindruck ist mulmig und wenig frisch. Das Orchester, das auch schon überzeugt hat (siehe unten), wirkt hier uninspiriert. Sicherlich haben beide Werke ihre technischen Tücken auch für das begleitende Ensemble. Aber ein erfahrenes Orchester sollte das sicherer und vor allem auch klanglich liebevoller betreiben können. Hingebratzte Akkorde und wenig sortierte Ketten kleiner Notenwerte sind nur Beispiele.

Die Solisten können die Angelegenheit auch nicht wirklich retten. Colliard, der neben seiner leitenden Funktion auch die des Solisten im Violinkonzert übernommen hat, legt sicherlich eine hörbare Interpretation vor. Aber sie zeichnet sich nicht als besonders überzeugende Gestaltung aus.

Die Cellistin wirkt mitunter vielleicht nicht über-, aber stark gefordert und es ergibt sich der Eindruck, insofern ein Pluspunkt, dass das Orchester auf die Solistin, etwa beim Tempo, eingeht und so die Gemeinschaft erhält. Inwieweit entweder die Bearbeitungen nicht inspirierend waren oder ein Corona-bedingt geschwächtes Spiel einen Einfluss hatte, ist offen.

The number of adaptations of compositions is legion. In the Baroque period in particular, it was common practice to adapt works to the respective performance situation. Later examples are the chamber versions created for the Verein für musikalische Privataufführungen initiated by Arnold Schönberg. However, there are also adaptations which, being well-intentioned, have broken more than they have achieved; symphonies by Bruckner come to mind. Consistent remain transcriptions of quartets to string orchestra.
Gilles Colliard goes a step further here when he transfers the concertos for violin or cello from a version for orchestra to a pure string orchestra. Colliard sees these works as deeply intimate compositions with no virtuoso qualities. If one agrees, one can see his arrangement as correct in consequence.
I can understand the intention and also perceive moments that unfold their charm. All in all, however, I don’t really like this reduction. Whether the thought that Schumann could no longer compose properly because of his declining mental condition, as it has been discussed for the violin concerto, played a role here, may be left open. In any case, there are enough examples of convincing interpretations of both works in the usual form.
Recording technique and the playing of all performers may also have their share in this not only positive impression. The captured sound impression is a thick mulish and not very fresh. The orchestra, which has also convinced (see underneath) seems uninspired here. Certainly both works have their technical pitfalls even for the accompanying ensemble. But an experienced orchestra should be able to do this more confidently and, above all, more lovingly in terms of sound. Scratched chords and poorly sorted chains of small note values are just examples.
The soloists can’t really save the affair either. Colliard, who in addition to his role as conductor has also taken on that of soloist in the violin concerto, certainly presents an fine interpretation. But it is certainly not outstanding.
At times the cellist seems perhaps not over-demanded, but strongly challenged, and the impression is given, that the orchestra is responsive to the soloist, for example in tempo, and thus maintains a close companionship. To what extent either the arrangements were uninspiring or a Corona-weakened playing had an influence is open.

Überzeugende Kammerorchesterfassung der ‘Sieben letzte Worte’

 

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