Hanns Eisler: Hangmen also die!, The 400 Million, The Grapes of Wrath, Kleine Sinfonie, Hörfleissübung; Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin, Johannes Kalitzke; 1 CD Capriccio C5289; Aufnahmen 07/2016, Veröffentlichung 03/2017 (60'21) – Rezension von Uwe Krusch

Als Mitbegründer der heute noch beliebten Störtebeker-Festspiele auf Rügen sowie als Filmkomponist ist Hanns Eisler wohl weniger bekannt denn als Komponist eines reichhaltigen Liedschaffens, dass von seiner politischen Einstellung geprägt wurde. Zur Filmmusik kam er in Hollywood, wohin er als Jude und Kommunist aus dem nationalsozialistischen Deutschland geflohen war. Als Schüler von Arnold Schönberg war er ein Vertreter der Zwölftonmusik, die er allerdings nach seiner Façon verwendete.

Mit diesem musiktheoretischen Ansatz stand er im Gegensatz zur Filmmusik der Zeit. Deshalb tastete sich erst über konventionellere Wege an die Aufgabe heran und setzte seine Vorstellungen erst später auch in diesem Genre um, nachdem sich erste Erfolge eingestellt hatten. So wurde gleich seine erste Komposition für den Film ‘Hangmen Also Die!’ – eine fiktive Darstellung des Attentats auf Heydrich, die in Kooperation mit dem Brecht als Drehbuchautor und Fritz Lang als Regisseur entstand – ein Erfolg, der ihm eine Oscar-Nominierung einbrachte. Während noch die Titelmelodie spätromantisch gestaltet ist und nur zurückhaltend seinen Kampfliedstil einsetzt, sind das anschließende Largo in bester Zwölftontechnik und die Krankenhausszene ‘brillant kreischend’, wie auf dem letzten Loch pfeifend, gesetzt.

In ‘The 400 Million’ wird der japanische Angriffskrieg auf China thematisiert. Hier findet er zu seinem persönlichen Stil der Dodekaphonie, der Wiederholungen von Tönen und Motiven ebenso erlaubt wie Passagen, die geradezu tonal klingen. Teile dieser Musik wurden als ‘5 Orchesterstücke’ auch in der DDR gespielt und gedruckt, obwohl die Zwölftonmusik als formalistisch geächtet war.

Die Musik zu ‘The Grapes of Wrath’ nach John Steinbeck komponierte Eisler in bewusster Abgrenzung zu der von Alfred Newman vorliegenden Vertonung, wobei er zu zwei Szenen mehrere Varianten umsetzte.

Abgerundet wird das Programm dieser CD durch zwei frühe dodekaphonische Werke. Es sind dies die ‘Kleine Symphonie’ sowie der Satz ‘Hörfleissübung’ aus der Suite für Orchester Nr. 1.

Mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin als einem der führenden Berliner Klangkörper, das seit seiner Gründung Musik unterschiedlichster Stile spielt, hat sich ein hervorragender Sachwalter gefunden, der unter der versierten Leitung von Johannes Kalitzke sowohl die romantischen als auch die neuen Klänge ausdrucksvoll und mit technischer Exzellenz darbietet.

Early works in dodecaphonic style as well as film music of Hanns Eisler show the composer’s very personal music style in excellent performances.

 

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