Mozart und Modern; Wolfgang Amadeus Mozart: Violinkonzerte Nr. 3 & 5, Clara Jaz: Reflexe 1766; Agata-Maria Raatz, Kurpfälzisches Kammerorchester, Marcin Fleszar (Dirigent bei Reflexe 1766); # Solo Musica SM 487; Aufnahme 09.2024, Veröffentlichung 12.09.2025 (61'16) – Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

Das Kurpfälzische Kammerorchester aus Mannheim setzt sich zum wiederholten Mal für Konzerte von Wolfgang Amadeus Mozart ein. So hat es diese beiden Violinkonzerte vor fünf Jahren bereits mit einer anderen Solistin eingespielt.

Agata-Maria Raatz, die hier die Solostimme auf der Geige spielt und sich beim Komponieren Clara Jaz nennt, betrachtet die Musik Mozarts vom Geist der Oper und damit dem vokalen Ausdruck her angetrieben. In diesem Sinne versucht sie, ihr Solo und auch die Kadenzen zu formen. Dabei strebt sie den Ausgleich zwischen dem fülligeren Ton dank längerer Bögen und anderer Saitenmaterialien heutiger Instrumente mit dem der Instrumente zur Zeit des Komponisten zu kombinieren, die weniger kräftig, aber mit feinerer Nuancierungsmöglichkeit ausgestattet waren. Aus diesem Ansatz heraus schrieb sie dann auch eigene Kadenzen.

Im eigenen Werk, Reflexe 1766, stellt sie in knapp acht Minuten eine Auseinandersetzung ihrer eigenen Studienreise durch die Teile der Schweiz dar, die der 10-jährige Mozart im besagten Jahr im Rahmen seiner längsten Bildungsreise durch Europa unternahm.

Die auf dieser Reise gewonnenen Eindrücke lässt sie in ihrem Werk hörbar werden. Wobei sie ihre persönlichen Wahrnehmungen aus der heutigen Zeit mit der Musik und dem Geschehen der Mozartzeit, wie etwa dem Geräusch einer Kutsche, verbindet.

Im Spiel der Solistin bemerkt man gleich das tiefe Eintauchen in die Solostimme und darüber hinaus in die Partitur im Ganzen und damit die große Verbundenheit mit den Werken. Dabei nimmt sie diese Nähe als Einstieg in ein frisches und aufmerksam beredtes Spiel, das seine Spontanität wahrt. Mit ihren eigenen Ideen zu Kadenzen und der eigenen Komposition bietet sie als einen besonderen Blickwinkel ein, der sich dem Zuhörer vermittelt und zeigt, dass sie das historisch Zeitgenössische mit dem Jetzt gelungen zu verbinden weiß.

Das Kurpfälzische Kammerorchester, bei Mozart ohne Dirigenten agierend, lässt sich von diesem mitreißenden Einsatz gerne mit auf die Reise nehmen, so dass der Elan auch auf das Wirken seiner Musiker überspringt. Die widerholte Befassung mit den Werken steht einer schwungvoll eleganten und auch technisch ansprechenden Gestaltung jedenfalls nicht entgegen. Für Reflexe 1766 hat Marcin Fleszar die Leitung des Ensembles übernommen, um die feinen Fäden zu spannen, damit sie nicht verwirren. Das gelingt einvernehmlich gut.

The Kurpfälzische Kammerorchester from Mannheim is once again championing concerts by Wolfgang Amadeus Mozart. It recorded these two violin concertos five years ago with a different soloist.

Agata-Maria Raatz, who plays the solo part on the violin here and calls herself Clara Jaz when composing, considers Mozart’s music to be driven by the spirit of opera and thus by vocal expression. With this in mind, she tries to shape her solo and also the cadenzas. In doing so, she strives to combine the fuller tone achieved by longer bows and different string materials in today’s instruments with that of the instruments of the composer’s time, which were less powerful but offered finer nuances. Based on this approach, she then wrote her own cadenzas.

In her own work, Reflexe 1766, she presents a nearly eight-minute account of her own study trip through the parts of Switzerland that the 10-year-old Mozart visited in that year as part of his longest educational journey through Europe. She makes the impressions gained on this journey audible in her work. In doing so, she combines her personal perceptions from the present day with the music and events of Mozart’s time, such as the sound of a carriage.

In the soloist’s playing, one immediately notices her deep immersion in the solo part and, beyond that, in the score as a whole, and thus her great connection to the works. She uses this closeness as a starting point for a fresh and attentively eloquent performance that retains its spontaneity. With her own ideas about cadences and her own compositions, she offers a unique perspective that resonates with the listener and demonstrates her ability to successfully combine historical contemporaneity with the present.

The Kurpfälzische Kammerorchester, performing Mozart without a conductor, is happy to be carried along by this rousing performance, so that the élan also rubs off on the musicians. The repeated engagement with the works does not detract from the lively, elegant, and technically appealing interpretation. For Reflexe 1766, Marcin Fleszar has taken over the direction of the ensemble in order to pull the fine threads together so that they do not become confused. This is achieved with unanimous success.

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