Sumi Hwang (r.) & Jodie Devos
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Das Festival Echternach hatte gestern abend die beiden ersten Preisträgerinnen des diesjährigen Reine Elisabeth-Wettbewerbs eingeladen. Sie sangen im Trifolion, begleitet von den Luxemburger Philharmonikern unter der Leitung von Ulrich Windfuhr. Die Sopranistinnen Sumi Hwang (Korea) und Jodie Devos (Belgien) hätten einen besseren Dirigenten verdient gehabt.

Weil der Saaldiener im Trifolion nicht vor der Tür stand, sondern dahinter, also bühnenseitig, begann das Konzert damit, dass der Dirigent Windfuhr erst einmal klopfen musste, um herein gelassen zu werden. Der Saaldiener scheint ein kluges Köpfchen zu sein, denn er hatte wohl schon bei den Proben bemerkt, dass dieser Dirigent eigentlich gar nicht vors Orchester gehörte. Im Laufe des Abends erwies es sich, dass Windfuhr weder mit dem Orchester noch mit den Sängerinnen atmete, dass er keine Akzente setzte, nicht agogisch dachte und auch nicht strukturiert. Sein Dirigieren erschöpfte sich in Belanglosigkeit. Irgendetwas mit dem Orchester auszudrücken, jede Rhetorik waren ihm fremd. Ob die Orchesterleitung diese Dirigenten bei einem anderen Agenturvertrag wohl gratis dazu bekommen hatte?

Nun konnte man außer im Richard-Strauss-Lied ‘Im Abendrot’ das Orchester weitgehend ignorieren, und so imponierten letztlich beide Königin-Sängerinnen mit tadellosen Interpretationen in Arien von Donizetti, Puccini, Verdi, Mozart und Bernstein.

Sumi Hwang hat eine kräftige Stimme, die gut fokussiert ist und durch lyrische Wärme auffällt. Auch darstellerisch hat sie Potenzial, freilich nicht so viel wie Jodie Devos, deren Bühnenpräsenz auch im Konzertsaal phänomenal ist. Sie hat zwar eine relativ kleine Stimme, die aber sehr wendig und agil ist. In der Höhe hat sie kaum Schwierigkeiten, während das tiefe Register etwas schwach ist. Koloraturen singt Jodie Devos mit größter Präzision und gleichzeitig, so Sylvia Gesztys Aussage vom strikt technischen Singen negierend, mit viel Herz und Seele. Die kleinen stimmlichen Schwächen macht die Belgierin durch schauspielerisches Talent und Ausdruckskraft mehr als wett.

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