Franz Ignaz Biber: Rosenkranz Sonaten; Hélène Schmitt, Violine, Francois Guerrier, Orgelcembalo, Massimo Moscardo, Theorbe, Francisco Mañalich, Jan Krigovsky, Violone; 2 SACDs Aeolus AE-10256; Aufnahmen 09/2014, Veröffentlichung 09/2016 (145'38) – Rezension von Uwe Krusch

Einen Sonatenzyklus dieser Eleganz, Brillanz, Delikatesse und klanglicher Tiefe gibt es im 17. Jahrhundert keinen zweiten. Die durch die Skordaturen, also die (eigentlich) Verstimmungen oder sollte man vielleicht sagen Umstimmungen der Saiten hervorgerufenen unterschiedlichen Klangfärbungen geben jeder Sonate ein eigenes Gefüge. Das soll dazu beitragen, dass die Kontemplation in den jeder Sonate beigegebenen religiösen Kontext unterstützt wird. Die Skordatur der sechsten Sonate (zwei große Septimen) bedingt den Wegfall der Resonanz, den Wegfall des Heiligenscheins des leidenden Jesus in Gethsemane. Und die durch die Stimmung der elften Sonate erreichte Möglichkeit, große Sprünge in schnellem Tempo auszuführen, versinnbildlicht die Auferstehung. Das ist aber nicht mit Programmmusik zu verwechseln. Nur die erste Sonate und die abschließende Passacaglia in der Grundstimmung bilden den Rahmen, der den Leidensweg Jesus einschließt. Weitere interessante und detaillierte Erläuterungen finden sich im Beiheft.

Obwohl es bereits rund zwanzig Einspielungen der Rosenkranz Sonaten gibt, kommen immer neue auf den Markt, da sie jeden Barockgeiger inspirieren und auch beim Publikum beliebt sind. Dabei hat es sich ursprünglich mit einiger Sicherheit um eine Kammermusik im intimsten Sinne für die privaten Räume des Bischofs Gandolf von Kuenburg gehandelt. Es war keine für die Kirche oder einen anderen öffentlichen Raum gedachte Musik.

Diese mit der Geigerin Hélène Schmitt und ihrem auch vorwiegend französischen Continuo Ensemble vorgelegte Aufnahme zeichnet sich durch ihren vollen und farbenreichen Ton aus. Schmitt findet einen klangvollen Ansatz, der die Stücke sozusagen mit Speck auf den Rippen präsentiert. Damit sind aber nicht romantische Übertreibungen gemeint, sondern einfach ein auch am Klang orientierter Ausdruck. Unterstützt wird sie von der Continuogruppe, die die Interpretation nicht nur unterstützt, sondern mit prägt. Dadurch erklingt eine lebhafte Darstellung, die sich nicht nur zu verstecken braucht, sondern sicherlich zu den sehr guten gehört.

Here we have another recording of Biber’s Rosary Sonatas which belongs to the best available. Hélène Schmitt and her ensemble deliver a sonorous, colourful and expressive performance.

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