Der afghanische Musiker Ahmad Shakib Pouya hat mit festen Verträgen eine gute Chance, weiterhin in Deutschland künstlerisch tätig zu bleiben. Das teilte der Verein ‘Zuflucht Kultur’ heute mit. Momentan liege der Antrag der ZAV-Künstlervermittlung der Bundesagentur für Arbeit in Köln zur Prüfung vor. Die Zustimmung der Behörden wird erwartet.
Seit seiner Rückkehr aus Kabul Mitte März 2017 war der afghanische Musiker in diversen Produktionen künstlerisch aktiv: mit festen Verträgen am Münchner Theater Schauburg, wo er die Hauptrolle des Ali in Rainer Werner Fassbinders Stück ‘Angst essen Seele’ auf übernahm, sowie bis 15. Oktober 2017 mit einem theaterpädagogischen Projekt am Staatstheater am Gärtnerplatz. Parallel trat er regelmäßig mit dem ‘Chor Zuflucht’ auf und war zuletzt in der Rolle des Zuniga in der Oper ‘Carmen’ zu erleben, einer Koproduktion von ‘Zuflucht Kultur’ und ‘Opera Incognita’ im ‘Mixed Munich Arts’ (MMA).
Da Pouyas Aufenthaltsrecht in Deutschland an ein Arbeitsvisum gekoppelt ist, war es essentiell wichtig, dass er weiterhin künstlerisch beschäftigt bleibt. Künstlerisch nicht nur deshalb, weil er dafür als Profi-Musiker bestens qualifiziert ist, sondern vor allem, weil eine ‘normale’ Tätigkeit für ihn asylrechtlich ausgeschlossen ist. Zwei direkt aufeinander folgende Verträge am ‘Jungen Theater Augsburg’ und am ‘Staatstheater Darmstadt’ ermöglichen ihm nun, diese Arbeit fortzuführen.
Das ‘Junge Theater Augsburg’, das Augsburger Kinder- und Jugendtheater, und Ahmad Shakib Pouya sind seit Jahren freundschaftlich verbunden. In Kontakt kamen sie über Pouyas Engagement bei dem interkulturellen Leuchtturmprojekt ‘Grandhotel Cosmopolis’. Zusammen mit Ramadan Ali tourte Pouya mit der viel beachteten ‘Junge-Theater’-Produktion ‘Rotkäppchen auf der Flucht’ drei Jahre lang durch bayerische Klassenzimmer. Das ‘Junge Theater’ plant nun nicht nur eine Wiederaufnahme von ‘Rotkäppchen auf der Flucht’. Pouya wird auch an der Fortsetzung von ‘MutBürger’ beteiligt sein. In diesem Bürgerbühnen-Stück berichteten jugendliche Asylbewerber im Sommer 2016 von ihren Fluchterfahrungen und der schwierigen Suche nach einer neuen Heimat in Deutschland. Jetzt geht das Junge Theater der Frage nach, wie es für diese Jugendlichen weiterging. Die Premiere ist im Januar 2018.
Ende Januar 2018 wechselt der afghanische Künstler an das Staatstheater Darmstadt. Der dortige Schauspieldirektor Oliver Brunner hat ihm einen Projektvertrag für ‘Sein Name ist Nasrullah: Sieg Gottes’ angeboten. Die Produktion für zwei Schauspieler und drei Musiker erzählt die Geschichte des Zusammenpralls von Orient und Okzident anhand des Schicksals von Nasrullah, eines afghanischen Asylbewerbers. Das übertitelte Stück wird in Dari gespielt, einer in Afghanistan gesprochenen Variante des Persischen. Pouya übernimmt eine der drei musikalischen Hauptrollen, die gleichzeitig stark schauspielerisch akzentuiert sind. Die Uraufführung ist am 16. März 2018.