Jacques Offenbach: Orphée aux Enfers; Alexandru Badea (Orpheus), Elizabeth Vidal (Eurydice), Dale Duesing (Jupiter), Thomas Stache (Zerberus), Michele Patzakis (Venus), u.a., Chor und Orchester des Théâtre de la Monnaie, Patrick Davin; Inszenierung und Ausstattung: Herbert Wernicke; Bildregie: Dirk Gryspeirt; 1 DVD Arthaus 100 403; Bild 16:9, Stereo; 1997 (143‘) – Rezension von Norbert Tischer

Ein Hund ist der eigentliche Hauptdarsteller in dieser Aufzeichnung von Offenbachs ‘Orphée aux Enfers’ aus der Brüsseler Monnaie: Zerberus, der alles kommentiert und lenkt. Thomas Stache spielt ihn und in Pausen gibt er mit gekonnt platziertem ‘Wuff, Wuff!’ die Einsätze. Geht es um Rasanz und Spielfreude, dann können seine ‘unverkleideten’ Kollegen durchaus mithalten. Dale Duesing etwa, der als Himmelsvater mit irdischen Gelüsten rasant über die Bühne flitzt. Oder Alexandru Badea als schmachtender Latin-Lover Orphée, der seine Geigen-Soli selbst fiedelt. Und wenn Merkur Franck Cassard als fliegende Klatsch-Spalten-Journaille hereinschwebt und Schmierblätter regnen lässt, dann hält es einen kaum noch im gemütlichen Fernseh-Sessel. Genau so, denkt man da, muss Operette sein: Kein seichtes Amüsier-Theater. Regisseur Herbert Wernicke verlegt den Olymp ins Ambiente einer gefall- und vergnügungssüchtigen Schickeria in einem Jugendstil-Café. Das trifft den satirischen Nerv des Stücks und zeigt ganz unverkrampft: Denken und Amüsieren, das muss sich nicht ausschließen. Sein Ensemble dankt es ihm mit spürbarer Freude und Lust. Das aufmüpfige Orchester unter Patrick Davin unterlegt, plappert, treibt spritzig voran. Ein Fall fürs Suchtmittel-Gesetz.

Herbert Wernicke takes us in the decadent ambient of an Art Nouveau Café and achieves to perfectly scoop the satiric side of Offenbach’s operetta. A lively performing ensemble and an effervescent orchestra bring much pleasure too.

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