Albert Schnelzer: Cellokonzert Crazy Diamond + Brain Damage, Konzert für Orchester + Tales From Suburbia; Claes Gunnarsson, Cello, Gothenburg Symphony Orchestra, Benjamin Shwartz; 1 CD SACD BIS 2313; Aufnahme 05/2017, Veröffentlichung 06/2018 (71'53) – Rezension von Remy Franck

Wenn ich einmal davon ausgehe, dass ein Musikstück mir etwas sagen, etwas mitteilen, also mit mir etwas teilen soll, dann ist dieses Programm äußerst erfolgreich. Dem 1972 geborenen schwedischen Komponisten Albert Schnelzer geht es nicht um Avantgarde, es geht ihm nicht darum, möglichst modern zu sein, er will verstanden werden in seinen musikalischen Erzählungen, für die er das Orchester mit allen seinen Möglichkeiten benutzt.

So ist sein Stück ‘Tales from Suburbia’ (2012) eine wirkliche Tondichtung, die die Vorstädte beschreibt, in denen Schnelzer zeitlebens gewohnt hat, Vorstädte mit ihren Eigenheiten, mit ihrem Anteil an Paradies und Hölle, mit ihren Ängsten und Träumen, wie sich der Komponist ausdrückt. Und genau das und noch viel mehr kann man aus dem gut viertelstündigen Stück heraushören

Das Konzert für Orchester ‘Brain Damage’ wurde 2014 vom ‘Gothenburg Symphony Orchestra’ uraufgeführt. Die suggestiven Titel der drei Sätze lauten ‘If Your Head Explodes’, ‘Folded Faces’ und ‘Dam Breaks Open’. Der erste ist ein ostinatohaftes Allegro e molto energico mit wunderbaren Orchesterfarben, der zweite ein ruhig fließendes, aber im Grunde sehr bedrohliches Largo tranquillo e doloroso, der dritte ein von den Bläsern dominiertes, sehr drängendes Stück mit einer tollen Struktur.

Das knapp halbstündige Cellokonzert ‘Crazy Diamond’ stammt aus dem Jahre 2011. Es ist eine Hommage an den ‘Pink Floyd’-Musiker Syd Barrett, der durch Drogenkonsum starb, und dem seine Band den Song ‘Shine On You Crazy Diamond’ widmete.

Schmelzers Konzert beginnt mit einem lyrisch-reflektiven, düsteren Satz, mit dem in diesem Zusammenhang nicht unbedingt wie ein Widerspruch anmutenden Titel  ‘You shone like the sun’. Wenn der Solist in diesem Satz durch lange Linien gefordert wird, so hat er im zweiten, recht dramatischen und zum Teil düster grollenden, orchestral aufrauschenden Satz hoch virtuose Passagen zu bewältigen, ehe im Mittelteil ein kantables, elegisches Cellomotiv vorübergehend Ruhe und Trauer bringt. Doch der Satz mit dem Titel ‘If the cloud bursts, thunder in your ear’ geht sehr feurig zu Ende.

Der dritte Satz, ‘Re-arrange me ’til I’m sane’ ist sehr kontrastreich und vielleicht weniger charakteristisch als die drei anderen Sätze. Die Komposition endet lyrisch, aber nicht so düster wie sie begann, mit einem kantablen, mitunter sehr süßen Andante, ‘Trade your heroes for ghosts?’

Claes Gunnarsson spielt das Werk engagiert und absolut souverän, sehr inspiriert und, wo erfordert, mit berückendem Lyrismus.

Das Göteborger Orchester ist nicht weniger engagiert dabei und gelangt unter der inspirierten Leitung des aus Los Angeles stammenden amerikanisch-israelischen Dirigenten Benjamin Shwartz zu wirklich packenden Darstellungen einer kompositorisch anspruchsvollen Musik, die ein breites Publikum durchaus begeistern kann.

It’s hard to believe, but BIS publishes the very first recording with works by Swedish composer Albert Schnelzer, whose music is immediately appealing due to its inspired and inspiring storytelling. Sure, the language is traditional, yet it never sounds anachronistic. It is inventive, musically rich and, moreover, it has characteristic motives which Schnelzer develops with concentrated energy and concision. So, the three works on this SACD, presented in sumptuous performances, are altogether most valuable. The recorded sound is well balanced and luminously coloured.

 

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