Mala Punica
(c) Slawek Przerwa

Das 1987 gegründete vokal-instrumentale Ensemble Mala Punica unter der Leitung von Pedro Memelsdorff widmete sich gestern in einem Konzert in der Stanislaus und Dorotheen-Barockkirche von Wroclaw dem Komponisten Johannes Ciconia. Remy Franck war unter den begeisterten Zuhörern, ehe er in der Heilig-Kreuz-Kirche dem Greek Byzantine Choir zuhörte.

Mala Punica widmet sich ausschließlich der Musik von Ars Nova und Ars Subtilior, die sich gegen Ende des Mittelalters über ganz Europa ausbreiteten. Das erfolgreiche Ensemble wird vom argentinischen Flötisten und Musikwissenschaftler Pedro Memelsdorff dirigiert, der eine Zeitlang die Schola Cantorum in Basel leitete.

Johannes Ciconia (um 1370-1412) ist ein aus Lüttich stammender Komponist, der aber den größten Teil seines Lebens in Italien verbrachte und dessen Werk die Ära von Ars subtilior beendete. Einige sehen ihn sogar als Vorläufer der Renaissance.

Die Musik mit ihrer musikalischen Rhetorik, Rufen, Seufzern, Flüstern …, wurde von Memelsdorff auf eine äußerst inspirierte Weise in Szene gesetzt. Die vier Sänger, ein Mann und drei Damen, wurden so zu Vokal-Akrobaten allererster Güte.

Der Dirigent dirigierte effektvoll und affektreich, eigentlich sehr theatralisch, so bei den Interpreten auch den Gesichts- und den Körperausdruck stimulierend, in einem Konzert, das man mit ‘inszeniertem Gesang’ beschreiben könnte. Nichts wirkte beiläufig, alles war feurig oder glühend, manchmal auch mit wie im Fiebertod oder in Trance sublimiertem Schmerz. Ein Amen konnte dabei auch einen wollüstigen Charakter annehmen, weil sich die Sänger mit dem Wort regelrecht zu amüsieren schienen, es aber als nicht Definitives ansahen, weil aus dem ‘men’ auch ein ‘Ave’ entstehen konnte.

Mala Punica
(c) Slawek Przerwa

Sehr auf räumliche Wirkung aus, wurden die Sänger immer wieder anders, ggf. auch mitten ins Publikum platziert. Memelsdorff liebt es sowieso, Texte um des Effektes willen zu zerlegen und neu zusammenzufügen, oft auf eine höchst erstaunliche und überraschende Weise.

Absolut genial wirkte auch das abschließende Benedicamus, das spiralförmig und ausgesprochen lustig begann, um quasi verträumt und verhalten zu enden. Dass bei aller Sonorität auch die zartesten, leisesten und bewegendsten Pianissimi zustande kamen, zeigt das enorm hohe Niveau dieses Ensembles, welches das Publikum zu Recht zu begeistertem Beifall hinriss.

Werke zu Ehren der Muttergottes sang am Abend der 1997 gegründete Greek Byzantine Choir unter Georgios Konstantinou in der Heilig-Kreuz-Kirche. Der weltweit auftretende Chor sang in schwarzen kirchlichen Gewändern, die den Charakter des generell strengen, eindringlichen Lobgesangs verstärkten, der sich auf einer langsam bewegten Basslinie entwickelte, die immer wortlos gesummt wurde.

Einige der ältesten Gesänge stammten von Ioannis Koukouzelis (ca. 1300-1350), aber es waren auch Gesänge aus dem 18., dem 19. und dem 20.Jahrhundert zu hören, alle jedoch der Tradition verpflichtet. Es war ein beindruckendes Konzert, das dem Motto des Abends ‘Im Schatten des Heiligen Bergs Athos’ vollauf und auf hohem Niveau gerecht wurde.

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