Leonard Bernstein: Serenade after Plato's Symposium; John Williams: Violinkonzert Nr. 1; James Ehnes, Violine, St. Louis Symphony Orchestra, Stéphane Denève; # Pentatone PTC5187148; Aufnahme 11.2019 + 01.2023, Veröffentlichung 26.04.2024 (61'26) – Rezension von Pál Körtefa

Die auf diesem Album vereinten amerikanischen Violinkonzerte bieten Blicke auf unterschiedliche außermusikalische Sachverhalte. Ist der Diskurs vier vernünftiger Leute der Quartettliteratur zugeschrieben, so bietet die Serenade von Leonard Bernstein einen ähnlichen Ansatz, da es Platons Symposium, den philosophischen Dialog einer Gruppe wissbegieriger Menschen, in Töne setzt. Ohne wörtliche Entsprechung singt sie das Lob der Liebe. Die hochanspruchsvolle Diskussion, bei der viele Themen mal geflüstert, mal gerufen, erörtert werden, wird von der Violine geprägt.

Das erste Violinkonzert hat Williams ohne Auftrag und ohne an einen bestimmten Solisten zu denken geschrieben, aus einem inneren Antrieb heraus. Auf Wunsch von und im Gedenken an seine Frau Barbara Ruick komponierte er das Werk, ohne eine Totenklage zu formen. Es knüpft an die Vorbilder des 20. Jahrhunderts an und ist zugleich auch atonal. Die fast durchgehend beschäftigte Solovioline muss alle ihre Ressourcen ausschöpfen, um hier zu bestehen.

Mit dem St. Louis Symphony Orchestra, das schon die Uraufführung des Konzertes von Williams spielte, und seinem Musikdirektor Stéphane Denève hat James Ehnes begeisterte Unterstützer für sein Anliegen gefunden. Das Engagement des Ensembles zeugt nicht nur von dem Interesse, sondern auch von hoher orchestraler Spielkultur.

In beiden Werken kommt der Violine eine besonders intensive und vielbeschäftigte Rolle zu. Der kanadische Wohltöner James Ehnes genügt auch hier diesem Merkmal. Darüber hinaus entwickelt er fein ausformulierte und mit packendem Zugriff gespielte Interpretationen, die das Feuer der Werke unterhalten. Dennoch wird das Spiel nie überbordend oder auch nur unkontrolliert, sondern bleibt immer wohlgeformt. Darin ergänzt er sich mit dem Orchester, das ebenfalls gepflegt auftritt.

These American violin concertos offer views on different extra-musical matters. If the discourse of four reasonable people is attributed to the quartet literature, Leonard Bernstein’s Serenade offers a similar approach, as it sets Plato’s Symposium, the philosophical dialog of a group of inquisitive people, to music. Without a literal equivalent, it sings the praises of love. The highly demanding discussion, in which many topics are sometimes whispered, sometimes shouted, is characterized by the violin.

Williams wrote the first violin concerto without a commission and without thinking of a specific soloist, out of an inner impulse. At the request of and in memory of his wife Barbara Ruick, he composed the work without forming a funeral dirge. It draws on the models of the 20th century and is also atonal. The solo violin, which is busy almost throughout, has to use all its resources to succeed here.

In the St. Louis Symphony Orchestra, which played the world premiere of Williams’ concerto, and its music director Stéphane Denève, James Ehnes has found enthusiastic supporters for his cause. The ensemble’s commitment testifies not only to their interest, but also to their high level of orchestral playing culture.

In both works, the violin plays a particularly intense and busy role. The Canadian melodious James Ehnes also fulfills this characteristic here. In addition, he develops finely formulated interpretations played with a gripping grip that maintain the fire of the works. Nevertheless, his playing never becomes exuberant or even uncontrolled, but always remains well-formed. In this, he complements the orchestra, which also performs with care.

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