Konzerthaus Wien,
(c) Victoria Coeln

Der Saisonauftakt im Wiener Konzerthaus bot auch Uwe Krusch, Pizzicato, die Gelegenheit, die Grußworte des Intendanten, das Konzert des Royal Concertgebouw Orchestra unter der Leitung seines designierten Chefdirigenten Klaus Mäkelä sowie die anschließende Promenade im ganzen Haus mit verschiedenen Ensembles und kleiner kulinarischer Unterstützung mitzuerleben.

Statt einer Ouvertüre hatte das Orchester mit kleinerer Streicherbesetzung die Pariser Symphonie von Wolfgang Amadeus Mozart, also das D-Dur Werk, nach neuer Zählung K 300a, an den Anfang des Programms gesetzt. Klaus Mäkelä führte schon hier solide durch das Werk. Dieses mit großer, also doppelter Holzbläserbesetzung besetzte Werk bot sich als Einstieg an, da Mozart damals für das französische Publikum mit durchaus effektvollem Ansatz komponierte. Das Orchester des Concertgebouw schuf eine tadellose Interpretation, bei der sich die Streicher mit höchst homogenem und sensiblem Spiel ebenso hervortaten wie vor allem die Holzbläser ihre Klasse an Homogenität und Intonationsfeinheit herauskehrten.

Alena Baeva
(c) Anrej Grilc

Diesem gelungenen Einstand folgte das etwa genauso lange Solokonzert des Abends. Geplant war das erste Violinkonzert von Serge Prokofiev. Allerdings hatte die vorgesehene Solistin Janine Jansen aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen müssen. Spontan hatte sich Alena Baeva bereit erklärt, nicht nur überhaupt, sondern auch für genau dieses Konzert einzuspringen.

Trotz der kurzen Probenzeit mit Orchester und Dirigent gelang den Beteiligten ein nahezu ungestörtes Zusammenspiel. Kleinere Ecken wie eine kurzzeitige Verspätung der kleinen Trommel, die Mäkelä sofort einfing, fielen nicht ins Gewicht. Vielmehr konnte Baeva, wie sie im kurzen Gedankenaustausch mit dem Rezensenten nach dem Konzert sagte, den Traum leben, den ihr das Orchester mit seinem exzellent gestaltenden Spiel ermöglichte. Immerhin sind so versierte Beteiligte in der Lage, so eine schwierige Situation elegant zu meistern.

Baeva jedenfalls gestaltete aus dem ätherischen Beginn heraus die sich steigernde Dynamik, in jedem Satz und auch im ganzen Stück. Eine der Schwierigkeiten für jeden Solistin war hier die beinahe ununterbrochene Beschäftigung für das Soloinstrument, womit die relativ kurze Dauer des Werkes hinsichtlich Konzentrationsanstrengung ausgeglichen wurde. Alena Baeva gelang es, diese Schwierigkeit ohne Einschränkungen beiseite zu schieben. Deshalb konnte sie sich auf die Interpretation konzentrieren, die ihr überzeugend gelang. Nur minimalste Unklarheiten in der Darbietung mochten auf die überraschende Beteiligung am Konzert zurückzugehen. Schon jetzt hofierte das Publikum, hier wohl vornehmlich die Solistin, die gebotene Aufführung.

Klaus Mäkelä
(c) Heikki Tuuli

Im zweiten Programmteil führten das Royal Concertgebouw Orchestra und Klaus Mäkelä das Konzert für Orchester von Bartók auf. In dieser Komposition boten sich für ein Ensemble dieser Güte zahlreiche Möglichkeiten, seine ausgereiften Qualitäten zu demonstrieren. Und diese Gelegenheit ließ es nicht ungenutzt. Mäkelä ließ das Orchester alle Seiten des Stückes in einer gut durchleuchteten Deutung erleben, die nicht auf den Effekt abstellte, sondern die Komponenten der Komposition erlebbar hervorholte und so ein tiefenpsychologisches Bild ermöglichte.

Der wiederum frenetische Beifall wurde mit dem Allegro Vivace aus ‘Tänze aus Galánta’ von Zoltán Kodály als Zugabe belohnt. Auch hier durfte sich das Orchester noch nicht ausruhen, sondern musste sich nochmals konzentrieren und schwungvoll agieren.

Im nachfolgenden Wandelempfang und Konzert wurden in allen anderen Sälen des Hauses zu kleinen Verköstigungen kurze Musikwerke durch Mitglieder des Orchesters geboten, nämlich das Alma String Quartet, beim ersten Werk von Nico Muhly zusammen mit dem Posaunisten Jörgen van Rijen sowie durch das Kontrabass-Trio des Orchesters. Den musikalischen Abschluss fand der Abend mit dem Violoncello-Quartett, bei dem auch der Dirigent Klaus Mäkelä mitwirkte.

Im Foyer hatte ab Konzertschluss die Gruppe ELSA mit der in Wien geborenen Sängerin Elsa Steixner im Stil von Jazz, Blues und Soul sowie dem Folkrock und Pop der 1970er Jahre für gute Stimmung gesorgt.

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