Lisa Batiashvili
©-Chris Singer

Seit gut zwei Jahren besteht die Lisa Bathiasvili Foundation, mit der die Namensgeberin und das Stiftungsteam junge und hochbegabte Musiker aus Georgien unterstützen. Uwe Krusch verfolgte für Pizzicato das Konzert mit den jungen Musikern, die als Interpreten und auch Komponisten zu erleben waren.

Lisa Bathiasvili selber ist eine herausragende Geigerin, die aus Georgien stammt, aber seit Jahren in Deutschland lebt. Um die begrenzten Möglichkeiten und damit Hindernisse im Land ihrer Herkunft zu überwinden, hat sie diese Stiftung gegründet. Zu den Aspekten, deren Förderung es bedarf, gehören auch Auftritte der jungen Künstler im Ausland. Diesem Zweck diente das nun veranstaltete Konzert im Wiener Konzerthaus. Dass dabei tolle Leistungen zu hören waren en und ein spannendes Programm geboten wurde, erhöhte den Reiz. Thematisch gab es zwei Schwerpunkte, nämlich Kompositionen von Tsotne Zedginidze, der auch als Interpret am Klavier agierte, und französische Werke von Fauré, Franck und Ravel. Und natürlich fehlten auch einige einleitende Worte von Lisa Bathiasvili nicht.

Gleich zu Beginn war die 2020 entstandene Violinsonate von Tsotne Zedginidze zu erleben. Dieser heute gerade einmal dreizehn Jahre alte Junge erwies sich mit diesem Erstling für ein anderes Instrument als das Klavier als Komponist, der bereits seine eigene musikalische Sprache entwickelt hat. Die in einem Satz, aber klar unterscheidbaren Abschnitten konfigurierte Sonate im tonal freien Stil ist Lisa Batiashvili gewidmet, die sie auch vortrug. Nach einem markanten Einstieg mit Ecken und Kanten folgt eine ruhigere Passage, bevor am Ende wieder die Belebung einkehrt. Davor hat der Komponist eine lange Solostelle für die Geige geschrieben, die man als Kadenz in einer Sonate hören konnte. Bathiashvili bewältigte diese Musik mit größter Zuwendung und interpretatorischer Sicherheit. Der sie am Klavier begleitende Komponist spielte ebenfalls aus der Violinstimme, da er die Klaviernoten im Kopf hatte.

Nach diesem hörenswerten und mehr als nur beachtlichen Werk waren nach der Pause drei weitere Stücke von und mit Zedginidze zu erleben. In diesen Klavierwerken spürte er in ‘Chime‘ dem Klang und Dialog von Glocken nach, während die beiden Preludes, alle drei übrigens aus dem Jahre 2022, als absolute Musik zu betrachten waren. Mit Chime gelang ihm in der pianistischen Umsetzung wie auch als Komposition ebenfalls eine rundum gelungene Premiere in Wien als Künstler. Die beiden Preludes zeigten ihn auch als versunken und versponnen komponierenden Menschen, der aber auch handfest zu schreiben weiß.

Mit dem Klaviertrio in d-Moll von Gabriel Fauré konnten sich zwei weitere georgische Jugendliche präsentieren. Da gegenwärtig kein Cellist die Aufnahme ins Programm gefunden hatte, hatte sich Julia Hagen, in Wien bestens bekannt, angeboten, einzuspringen. Die Interpreten zeigten deutlich die typischen Qualitäten von Faurés Altersstil. Die einfachen Themen wurden im Sinne der klassischen Sonatenform mit zwei Durchführungen statt einer entwickelt. Sie formulierten auch die einfachen Gesten, den durchsichtigen Klang und die von Kirchentönen geprägte Melodik, die Fauré als Wegbereiter des Impressionismus zeigten.

In diesem Beitrag wurde auch deutlich, welche Aspekte die Stiftungsarbeit bieten kann. So wirkte die zwar schon bekannte Geigerin Anastasia Aghladze hier vor dem großen Publikum doch angespannt und wenig frei in ihrem Spiel. Solche Auftritte können also bei der künftigen Bühnenpräsenz hilfreich sein. Ganz sicher und gelöst wirkte dagegen Pianist Sandro Nebieridze, der ebenso wie Julia Hagen eine beeindruckende Leistung bot.

Mit der Fassung für Klavier zu vier Händen des Stückes ‘Ma mère l’oye‘ von Ravel konnte sich neben Nebieridze ein weiterer Pianist, Giorgi Gigashvili, profilieren. Beide zeigten eine auch mit mimisch und gestisch feiner Bühnenpräsenz unterstützte Deutung des Werkes, die das schillernde Farbenspiel, das man eher aus der Orchesterfassung kennt, auch auf dem Klavier heraus zu kitzeln vermochten. Damit gelang ihnen eine ebenso sensible wie wirkungsvolle Darbietung.

Zum Abschluss konnte Giorgi Gigashvili erneut als Pianist, diesmal zusammen mit Lisa Bathiashvili, glänzen. Mit einer hochintensiven und nie nachlassenden Interpretation der Violinsonate von César Franck zeigten beide, dass einem jungen zusammen mit einem arrivierten Künstler eine bis in die Fingerspitzen homogene gemeinsame Interpretation gelingen kann, in der sich beide fordern und fördern und einen gemeinsamen Weg finden.

Die vom Publikum hochgoutierte Interpretation wurde mit einer Kreisler Zugabe sowie dem Auftritt aller Beteiligten belohnt, die aus dem Auditorium reichlich mit Blumen beschenkt wurden.

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