Quatuor Ebène
(c) Julien Mignot

Im Rahmen des Zyklus Belcea Ébène hatte das Quatuor Ébène in der laufenden Saison seinen ersten Auftritt im Wiener Konzerthaus. Uwe Krusch hörte für Pizzicato das konventionell ausgewählte Programm, das zum Glück aber famos gespielt wurde. Lediglich bei der Zugabe gab es vielleicht eine kleine Überraschung.

Zunächst widmeten sich die vier Musiker in der aktuellen Besetzung mit Pierre Colombet und Gabriel Le Magadure, Violine, Marie Chilemme, Viola sowie Yuya Okamoto als Cellist dem d-Moll Werk von Mozart, früher als K. 421, jetzt als K. 417b geführt.

Sie boten das Quartett von Mozart in einer die räumliche Situation der Entstehungszeit aufgreifenden Weise vor. Damit konnten sie auch den Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses füllen, blieben aber trotzdem in der Gesamtsicht deutlich bei einer reduzierten Spanne an Dynamik, was sich um so mehr im Rückblick beim Vergleich mit den anderen Werken des Abends verdeutlichte.

Es folgten das singuläre Streichquartett von Debussy und das zweite in a-Moll von Johannes Brahms. Hier konnte das Quatuor Ébène mit einer anderen dynamischen Breite und auch starker emotionaler Verausgabung. Der nach jedem Werk aufbrausende, mit Bravorufen durchsetzte Applaus zeigte an, dass ein verständiges Publikum die extrem reife Leistung des Ensembles in höchster Begeisterung zu schätzen wusste.

Quatuor Ebène
(c) Julien Mignot

Inzwischen wieder auf allen vier Positionen mit gleicher Hingabe und bestens eingespielter Souveränität agierend, präsentierte das Quatuor Ébène sich als sensibelst aufeinander reagierende Gemeinschaft. Ebenso auf den gemeinsamen Höreindruck gerichtet wie darauf, jedem Beteiligten auch die solistische oder zumindest hervorgehobene Sequenz je nach Bedarf zu ermöglichen, schufen sie an Einzelbildern reiche Deutungen, die gleichwohl immer die ganze Phrase oder eben auch den Kontext des Werkes oder sogar des Abends im Blick behielten. So machten sie jedes der drei Werke zu einem hochspannenden Erlebnis, trotz der Gewöhnlichkeit der Programmauswahl. In solchen Darstellungen werden selbst häufig zu hörende „Museumsstücke“ wieder zu lebendigen Wesen.

Bereitwillig dank des regen Zuspruchs des Auditoriums setzen die Vier noch eine weitere Fassette, die in die jüngere Zukunft zeigte. Aus den drei Divertimenti von Benjamin Britten aus dem Jahre 1936 spielten sie den mittleren Satz, Walzer. Auch wenn die Musik stilistisch sofort im 20. Jahrhundert einzuordnen ist, ist sie tonal, zugänglich und ansprechend. Dieser zweite Satz ist technisch der zahmste dieser Charakterstücke, die als Unterhaltung gedacht waren. Ohne notwendigerweise ernsthafte Bedeutung oder größere formale Formfragen zeigt der Walzer trotzdem mit fesselnden Texturen und dem traditionellen Dialog der Instrumente einen Hauch englischer Idylle. Alle diese Glieder hob das Quatuor Ébène auch noch zu später Stunde mit unverminderter Aufmerksamkeit.

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