Kit Armstrong
(c) Edition Peters

Eine Expedition ist oft mit Reisen verbunden. Hatten Kit Armstrong und seine Begleiter jüngst in Luxemburg Station gemacht, so waren sie rezent zu Gast im Wiener Konzerthaus. Dabei spielten sie das Programm, das schon Alain Steffen am zweiten Abend in Luxemburg erlebt hatte. Wie der Auftritt in Wien gelang, berichtet Uwe Krusch für Pizzicato.

Auffällig war bereits vor dem Konzert die Aufstellung des Orchesters. Normalerweise erfolgt die Anordnung der Pulte so, dass die Musiker eng, wenn auch nicht gedrängt sitzen, um so immer einen guten Kontakt zu gewährleisten. Das ist gerade für ein kammermusikalisches Spiel entscheidend. Hier allerdings hatte der im Bühnenhintergrund stehende Flügel eine aufteilende Funktion. Aus Zuschauersicht saßen die Geigen auf der linken Seite vorne, rechts von einer Sichtachse auf das Klavier vorne die tiefen Streicher und noch weiter rechts dahinter die Bläser.

Dass die ungewöhnliche Sitzordnung keinen negativen Einfluss auf das Zusammenspiel hatte, zeigte, welche Qualität und Konzentration die Musiker mitbrachten. Wieder mit der Sinfonia concertante, der Maurerischen Trauermusik und den beiden Klavierkonzerten A-Dur KV 488 & c-Moll KV 491 sowie als Zugabe dem Andante aus dem Klavierkonzert C-Dur KV 467 eröffneten sie ein mit drei Konzerten angesetztes Gastspiel im großen Saal des Wiener Konzerthauses. Ab der ersten Note wusste das Ensemble begeistern. Zur Besetzung siehe den Bericht des Kollegen (unten).

Noah Bendix-Balgley und Amihai Grosz waren die Solisten in der Sinfonia concertante. Beide glänzten mit ihrer Technik, bei der nur der Ton erklang und keine technischen Geräusche vernehmbar waren. Wobei der Begriff Ton ungenau ist, denn sie konnten ihre Darstellung der Musik aus einer reichen Palette an erzeugten Klängen schöpfen. Beide Musiker waren bestens aufeinander und auf das Ensemble und auch dieses auf sie eingestimmt. So war es möglich, ein dichtes kammermusikalisches Musizieren, wie auch Kit Armstrong in seinen Schlussworten betonte, zu gestalten, das vom leisesten Pizzicato im Piano bis zur großen, aber nie triumphalen oder gar groben Geste reichte. So bot bereits die Sinfonia concertante einen genussvollen Einstieg in das Konzert. Der Einstieg nach der Pause war die Maurerische Trauermusik. Wie das Programmheft des Konzerthauses ausführte, deuten jüngste Erkenntnisse darauf hin, dass diese Musik für eine Verwendung in rituellen Zusammenhang mit der Aufnahme eines Gesellen in den Kreis der Meister einer Loge gedacht war. Dieses kurze Werk ohne Solisten wurde in einer innigen und warmen Darstellung angeboten.

Bei den beiden vollständigen Klavierkonzerten und dem Mittelsatz als Zugabe stand Kit Armstrong als Solist im Zentrum, obwohl er eher am Bühnenhintergrund positioniert war. Schon bei seinem Auftritt ordnete er sich in das von ihm ausgewählte Ensemble ein und positionierte sich auch nur musikalisch herausgehoben.

Seine Mozartinterpretationen zeigen sich je nach gespieltem Konzert entweder wunderbar luftig und kapriziös oder aber eher auch sinnend und tragisch ausgeformt. Damit machte er deutlich, dass er viele Facetten aus diesem Werkkanon herauskitzeln kann und das auch mit elegant anregendem Spiel tut. Das galt auch für die von Armstrong komponierten Kadenzen. Die den Vorgaben der Musiksprache von Mozart mit eigenen Ideen folgenden Solopartien boten somit persönliche Töne, ohne mit einer modernen Kompositionstechnik zu verschrecken.

Auch in diesem Kontext war das Zusammenspiel der Beteiligten durch eine makellose Verzahnung und Nähe gekennzeichnet, so dass das Mozart-Projekt von Kit Armstrong doch noch mit überragenden Interpretationen  zu Ende ging. Nach einem langen intensiven Abend durften die Musiker und die Zuhörer freudig erregt das Konzert verlassen.

Philharmonie Luxembourg: Das Expedition Mozart-Projekt von Kit Armstrong

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