Elisabeth Leonskaja
(c) Jo Schwartz

Einen langen Kammermusikabend bot das Konzert der Pianistin Elisabeth Leonskaja zusammen mit dem Quartett der Staatskapelle Berlin. Die beiden ersten Klavierquartette von Johannes Brahms wurden dem Publikum und damit auch Uwe Krusch für Pizzicato dargeboten.

Elisabeth Leonskaja könnte schon auf eine lange Reise als Musikerin zurückblicken, aber wenn man sie in ihrem frohgemuten uneitlen Auftreten sah und erst recht ihr intensiv frisches Spiel erlebte, dann gewann man den Eindruck, sie würde nach wie vor unbändig nach vorne blicken. Gemessen im Schritt zum Instrument, dort dann aber hellwach und zupackend bewältigte sie den Klavierpart für die beiden Quartette und dann auch noch die lange Zugabe ohne Kontroll-oder Energieverluste. Ihr Spiel erschien zunächst forsch und manchmal sogar etwas kantig. Doch zugleich gelang es ihr, sich unaufdringlich mit den Partnern zu arrangieren und vergessen zu lassen, dass es in der Ausgewogenheit zwischen Klavier und Streichern jemals ein Übergewicht auf Seiten des Pianos gegeben haben könnte. Leichte und zarte Tastenbehauchungen gesellten sich hin und wieder ins Klangbild. Doch insgesamt legte Leonskaja bei transparentem und artikuliertem Ansatz ihren Part kräftig und markant an und fügte sich trotzdem so ein, dass alle Instrumente jederzeit zu hören waren. Die langjährige Erfahrung bot ihr die Sicherheit, jederzeit allen Anforderungen gewachsen zu sein, ohne Abstriche bei der Fingerfertigkeit erkennen zu lassen.

Die Begleiter des Streichquartetts der Staatskapelle Berlin fügten sich nonchalant und elegant mit den Streicherpartien hinzu. Das Ensemble aus Konzertmeistern der Staatskapelle zeigte ebenfalls besondere Nuancen seines Spiels, die von dieser Seite beste Zutaten für einen wundervollen Abend mit Kammermusik boten. Wolfram Brandl (A-Dur Quartett), Krzysztof Specjal (g-Moll- Quartett) sowie Yulia Deyneka, Viola und Claudia Popp, Cello zeichneten sich durch seidenweich glänzende Bogenstriche und feinst abgestimmtes Miteinander aus. Trotzdem wussten sie jederzeit deutlich und markant ihre musikalischen Aussagen zu formulieren. Miteinander und auch im Verhältnis zum Piano zeigten sie ein ausgewogenes Hörbild, dass klanglich jedem Beteiligten seine Freiräume ließ und trotzdem den vermischten Zusammenhalt erlaubte.

Das zweite Quartett mit etwas längerer Dauer in seiner etwas spröderen und weniger zugänglichen Gestaltung wurde zuerst dargereicht. Das folgende erste Quartett erhielt eine ebenfalls eine analytisch durchleuchtete Interpretation, die hier auch noch mit den ungarisch angehauchten Motiven und seinem Kehrauscharakter im Finalsatz eine noch stärkere unmittelbare Wirkung auf das Publikum ausübte.

Demzufolge zog nach dem Verklingen des letzten Tons eine Woge von Bravorufen zusammen mit heftigem Applaus auf die Bühne hinauf. So taten sich die Interpreten für die Zugabe zum Quintett zusammen und zelebrierten den langsamen Satz, das Andante, un poco adagio, mit ungebrochener musikalischer Zuwendung und Spielfreude.

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