Cornelius Meister
(c) Matthias Bauss

Die Wiener Symphoniker mussten sich kurzfristig auf einen neuen Dirigenten, nämlich Cornelius Meister, und ein anderes Klavierkonzert aus der Feder von Wolfgang Amadeus Mozart sowie einen neuen Solisten, Lukas Lukas Sternath, einstellen, nachdem der eingeladene Lahav Shani, der in Personalunion als Solist und Dirigent agieren wollte, hatte absagen müssen. Uwe Krusch hörte für Pizzicato, wie homogen die neue Besetzung auftrat.

Lukas Sternath wird als Geförderter der ECHO Vereinigung und Great Talent des Wiener Konzerthauses in der kommenden Saison zweifach zu hören sein. Insofern bot sein vorgezogener Auftritt die beste Gelegenheit, schon einmal zu prüfen, ob seine Nominierung nachvollziehbar ist. Und so viel darf man sagen: das ist sie! 2022 mit einem ersten Preis und dem Publikumspreis beim Internationalen ARD-Musikwettbewerb ausgezeichnet, bestach der aus Österreich stammende Pianist mit klar organisiertem Spiel, dass er subtil mit der Musik formulierte. Nichts in seiner Deutung wirkte forciert. Stattdessen spielte er alle Phrasen mit rundem Ton aus und bettete jedes Detail organisch in den Gesamtzusammenhang ein. Dabei wusste er sich im Einvernehmen mit dem von Cornelius Meister geleiteten Orchester. Hier bleibt lediglich anzumerken, dass das z. B. mit jeweils zehn Geigen besetzte Orchester nicht ganz die Brillanz und Feinfühligkeit kleinerer Formationen erreichte.

Sternath wusste im A-Dur Konzert von Wolfgang Amadeus Mozart, eine Anpassung des Programms an den neuen Solisten, auch dadurch zu überzeugen, dass er die Dynamik weit von leisesten Tönen bis in ein moderates Forte auskostete. Daneben kredenzte er warme Farben. Im Zusammenspiel mit Dirigent und Orchester gaben sie die ruhigeren Passagen ausdrucksvoll und ausgekostet. Sicherlich darf man seine Herangehensweise auch daraus verstehen, dass er früher als Wiener Sängerknabe die gesangliche Seite kennengelernt hat.

Ungewöhnlicherweise schrieb Mozart in diesem Konzert die Solokadenz aus. Hier wählte Sternath als Besonderheit die eher selten zu hörende Kadenz von Ferruccio Busoni, die sich durch eine wunderbar fantasievolle Verarbeitung des Materials auszeichnet. Da Mozart im Allgemeinen die Kadenzen lieber der Improvisation des jeweiligen Pianisten überließ, darf man trotz seines eigenen Beitrags in diesem Werk diese Wahl als legitimes Stilmittel ansehen. Wenn auch der Stil dieses Beitrags des italienischen Komponisten in eine andere Periode führte, bot die Interpretation von Sternath höchsten Genuss.

Das galt auch für die Zugabe, das Intermezzo A-Dur op. 118/2 von Johannes Brahms, das Sternath in edler Hinwendung in allen Nuancen vortrug. Das Publikum wusste auch diese Darbietung ausgiebig zu honorieren.

Trotz des eingesprungenen Dirigenten war es beim zweiten Programmpunkt, der 5. Sinfonie von Anton Bruckner geblieben, die Cornelius Meister auswendig dirigierte. Die Wiener Symphoniker erzielten unter seiner Leitung eine klassisch geschlossene Deutung des Werkes, die sich organisch, soweit man das bei den nebeneinander gestellten musikalischen Blöcken der Komposition sagen kann, ergab und ohne überhitzte oder überzeichnete Akzentuierungen auskam.

Die großen Momente der Blechbläser wurden für markante Wegmarken genutzt, aber unnötig starke Kontraste oder überspitzte Beweglichkeit traten nicht auf. So präsentierten die Beteiligten, abgesehen von kleinen der Konzertsituation geschuldeten Unaufmerksamkeiten, ein organisches Ganzes.

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