Hagen Quartett
(c) Harald Hoiffmann

Wenn ein 1981 gegründetes Quartett die vier Abende der Saison im Wiener Konzerthaus mit je einem Quartett von Haydn und einem der letzten Quartette von Beethoven als Eckpunkte gibt und darin je ein anderes großes Quartett einbettet, dann mag man schon an einen Abschied denken. Aber da in der kommenden Saison wieder vier Abende angesetzt sind, ist dem zum Glück nicht so. Wie der rezente Abend mit dem Quintenquartett von Haydn, dem Werk in cis-Moll op. 131 von Beethoven und dem solitären Quartett von Debussy sich angehört hat, konnte Uwe Krusch für Pizzicato jetzt im Wiener Konzerthaus erleben.

Ein wenig Abschied mochte man doch heraushören. Denn die vier Musiker zeigten mit ihrem ebenso abgeklärten wie selbstbewussten Spiel die langjährige Befassung mit der Materie, ohne deswegen ihre hochengagierte Zuwendung zu den Werken sein zu lassen.

Das späte Quartett von Haydn aus der Werkgruppe op. 76 präsentierten die Musiker des Hagen Quartetts in einer subtil klassischen Art und Weise, mit der sie alle feinen Nuancen dieser ausgereiften Komposition zum Vorschein brachten. Sie gestalteten ihre Interpretation in einer sensitiv kleine Details leuchten lassenden Lesart, die nur gelegentliche Aufwallungen zum Klingen brachte und damit gerade die Struktur des Werkes erfrischend zeigte.

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Hagen Quartett
(c) Harald Hoiffmann

n der Mitte des Konzerts stand das solitäre Quartett von Debussy. Auch hier schufen die Mitglieder des Ensembles eine alle Feinheiten darstellende Sichtweise, die ihresgleichen suchte. Eine so viele Delikatessen aufdeckende Deutung bot viele Schönheiten. Leider wurde der Vortrag vor dem Schlusssatz durch einen medizinischen Notfall im Publikum unterbrochen. Umso höher ist es einzuschätzen, dass das Quartett nach der Auszeit mit der vorherigen Konzentration fortfahren konnte. Das Auditorium honorierte diesen Teil des Abends sehr. Beim Rezensenten blieb trotzdem eine kleine offene Hörfrage. Andere Interpreten bieten vielleicht weniger Details, aber mehr formenden Ausdruck, der das Flair der Musik noch deutlicher zum Klingen bringt. Da war für mich eine gewisse Schwäche. Die bei den beiden anderen Werken eher passende Ausrichtung passte hier für mich nicht gänzlich.

Zum Abschluss war dann noch einmal Quartettkunst vom Feinsten zu hören. Mit dem cis-Moll Quartett von Beethoven hatten sie das nach Meinung des Komponisten beste seiner Quartette ausgewählt. Beginnend mit einer überirdisch, an das Wohltemperierte Klavier anlehnenden Fuge stiegen sie gleich intensiv und zugleich sensitiv wie nur für sich selber, ohne auf das Publikum zu schielen, ein und zauberten dann in den sieben ineinander übergehenden Sätzen eine tiefsinnige Darstellung, die vom ersten bis zum letzten Ton die Spannung des Werks hochhielt und trotzdem immer den kammermusikalischen Gestus zu keiner Zeit in Gefahr brachte.

Damit zeigten sie einmal mehr ihre in mehr als vier Jahrzehnten erworbene interpretatorische Güte, die immer noch von Begeisterung für die Musik begleitet wird.

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