Die österreichische Kaiserin Maria Theresia, die auch Herzogin von Luxemburg war, ist bekannt für ihre umfassende Reformpolitik. Was allerdings oft verschwiegen wird, sind ihre Kolonialbestrebungen, z.B. als Gründerin der Ostindischen Handelskompanie. Weitere Kritikpunkte sind ihr christlicher Antisemitismus und die Ehrung einer Autokratin in einer demokratischen Gesellschaft. Um zu verhandeln, was mit dem wichtigsten Denkmal der Habsburgermonarchie passieren soll, fand in Österreich ein breiter Bürgerbeteiligungsprozess statt. Intensiviert wurde dieser durch die Black-Lives-Matter-Proteste in den USA, die Entfernung der König Leopold II. Statue in Belgien und das Versenken des Monuments des Sklavenhändlers Edward Colston in England. Auch in Österreich entfachte dadurch eine Kolonialismus-Debatte, mit Ausbeutung und strukturellem Sklavenhandel im Zentrum. Ergebnis: Das Maria-Theresien-Denkmal in Wien wird entfernt. Der Maria-Theresien-Platz wird zu Ehemaliger Maria-Theresien-Platz umbenannt. Dieser soll in Zukunft Raum für eine lebendige, demokratische Erinnerungspraxis bieten – Platz für Diskussionen, Interventionen und Rituale, eine kritische Auseinandersetzung mit und Aufarbeitung der Habsburgermonarchie ermöglichen.
Für die Musik bedeutete die Regierung Maria Theresias übrigens auch einen Wendepunkt. Laut ihrer Biographie hatte sie zwar als Prinzessin eine gute musikalische Ausbildung genossen und trat als Sängerin auf, doch zeigte sie später eine distanzierte Haltung zu allen Arten von Vergnügungen und auch zur Musik. Sie reduzierte zunehmend die Hofmusikkapelle auf die Aufgaben Kirchen- und Kammermusik und gliederte den Theaterbereich aus. Zu den nachmittäglichen Kaffeejausen im Familienkreis wurden allerdings auch weiterhin gerne Musiker und reisende Virtuosen (u. a. die Familie Mozart) eingeladen.
Ob Luxemburg wohl jetzt auch die Avenue Marie-Thérèse umbennennen soll?