Felix Mendelssohn Bartholdy: Sonaten für Violine & Klavier F-Dur (1838), f-Moll op. 4 (1823) + Sonate F-Dur (1820) + Sonate D-Dur Fragment (1820); Alina Ibragimova, Violine, Cédric Tiberghien, Klavier; 1 CD Hyperion CDA68322; Aufnahme 01.2021; Veröffentlichung 04.03.2022 (67'04) – Rezension von Uwe Krusch

Es mag manchen Leser schon langweilen, wenn bestimmte Interpreten immer wieder die Höchstnote bekommen und jemand vielleicht auf einen Ausrutscher gewartet hatte. Aber diese Aufnahme ist tatsächlich wieder einmal herausragend. Wieso ist das so?

Dass Ibragimova und Tiberghien ein hervorragend eingespieltes Team geben, ist bekannt. Wie bei vielen agieren sie in bester Eintracht, feinster Abstimmung und enger musikalischer Eintracht. Aber bei Ihnen klingt es, anders als üblich, noch enger, inniglicher. Doch allein diese Ensembleleistung macht es nicht aus. Dazu kommt eine viele andere überragende Darstellung der Musik in einer Weise, die ein unaufhaltbares Fortschreiben und geradezu Drängen, nicht zu verwechseln mit einem Hetzen, bietet. Bei ihnen bietet das Zuhören einen unendlichen vorwärtsstrebenden Fluss einer Erzählung. Es scheint nicht einen Ton zu geben, der ihnen unwichtig ist, den sie nur so dahinspielen.

So wird eine hochspannende Geschichte dargestellt, der unbedingt zu lauschen ist, selbst wenn die Musik, wie hier die Sonaten von Mendelssohn-Bartholdy, vielleicht nicht zu den herausragendsten Werken ihrer Gattung zählen. Bei Ibragimova und Tiberghien aber wird eine gestenreiche und detailinspirierte Interpretation geliefert, die mit Köpfchen und Charme dargeboten wird, nicht mit Mätzchen überzogen.

Diese Aufnahme hat dann neben der gelungenen Ausführung noch die Besonderheit zu bieten, dass Werke vorgestellt werden, die sozusagen unbekannt sind. Verbindet man mit Mendelssohn-Bartholdy zwei Sonaten, die in f-Moll op. 4 und die in F-Dur, so gibt es doch weitere Werke dieser Besetzung aus seiner Feder, die aber nur im Skript überliefert sind und deswegen kaum einmal zu Gehör kommen. Das ändern diese beiden Interpreten, indem sie eine weitere Sonate in F-Dur und einen im Fragment erhaltenen Satz in D-Dur dazu gesellen.

It may already bore some readers when certain performers get top marks again and again and someone had perhaps been waiting for a slip. But, once again, this recording is outstanding. Why is that?
That Ibragimova and Tiberghien make an excellent team is well known. As with many, they act in the best harmony, finest coordination and close musical unanimity. But with them it sounds even closer, more intimate. However this ensemble performance alone does not make it. In addition, there is a many other superior presentation of the music in a way that offers an unstoppable progression and downright urging, not to be confused with rushing. With them, listening offers an unending propulsive flow of a narrative. There does not seem to be a note that is unimportant to them, that they just play along.
In this way, a highly exciting story is presented that is absolutely worth listening to, even if the music, like Mendelssohn-Bartholdy’s sonatas here, may not be among the most outstanding works of their genre. With Ibragimova and Tiberghien, however, a richly gestured and detail-inspired interpretation is delivered with brains and charm, not overdone with antics.
This recording then has to offer, in addition to the successful performance, the special feature of presenting works that are, so to speak, unknown. If one associates two sonatas with Mendelssohn-Bartholdy, the one in F minor op. 4 and the one in F major, there are other works of this instrumentation from his pen, but they have only been handed down in the script and are therefore hardly ever heard. These two interpreters change that by adding another sonata in F major and a fragmentary movement in D major.

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