Anton Kraft: Grand Duo g-Moll op. 5 für 2 Celli & Orchester + Duo D-Dur op. 6 für 2 Celli & Orchester; Nicolaus Kraft: Concertino C-Dur für 2 Celli & Orchester; Bernhard Romberg: Concertino A-Dur op. 72 für 2 Celli & Orchester; Alexander Rudin, Emin Martirosian, Cello, Musica Viva Moscow Chamber Orchestra, Alexander Rudin; 1 CD Naxos 8.574386; Aufnahme 7+12.2020; Veröffentlichung 07.2022 (70'40) – Rezension von Uwe Krusch

Das Cello hat sich im 19. Jahrhundert vom reinen Continuo auch zum Soloinstrument gemausert. Maßgeblich dafür waren auch herausragende Virtuosen und musikalische Entwicklungen dieser Zeit. Zwei der Cellisten, Bernhard Romberg und Anton Kraft, hatten beide enge Kontakte zu Beethoven. Aber bei Kraft gab es auch zu Haydn Beziehungen, die auch den Junior, Nikolaus Kraft, ebenfalls Cellist und Komponist, betrafen. Die Werke dieser drei sind geprägt von einer weitgefächerten Gestaltung der Klangfarben, einer Mischung aus intimem Miteinander sowie hohen virtuosen Anforderungen. Das Concertino vom Sohn Kraft erklingt als Ersteinspielung. Mit diesen Kompositionen lässt sich die behände und auch an höheren Tönen reiche Palette Seite des Instruments zeigen, die, mit dem klangvollen Ton des großen Korpus verbunden, die frühe Vermessung der Möglichkeiten des Instruments im Wettstreit des Duos nachdrücklich verdeutlicht.

Alexander Rudin und Emin Martirosian, die auch im Musica Viva Moscow Chamber Orchestra zusammen spielen, entwickeln in den beiden Duos von Anton Kraft eine subtil delikate Art des Zusammenwirkens, die trotz erheblicher technischer Anforderungen, die locker gemeistert werden, vor allem den erzählenden Charakter der Musik aufzeigen. Dabei agieren sie in trauter Eintracht trotz des auch sich gegenseitig herausfordernden Notentextes. Doch immer bleibt ihr Spiel frei von Übertreibungen und Allüren, so dass sie die Werke mit Charme und trotzdem nicht nachlassendem Aplomb kunstvoll ausgestalten.

Das gilt im Grunde auch für die beiden Concertini. Hier tritt neben ihnen auch das Musica Viva Moscow Chamber Orchestra auf, dessen Leitung Rudin neben seiner instrumentalen Rolle übernommen hat. Dieses Ensemble weiß sich mit der Sicherheit langer Erfahrung und der Kenntnis eines umfangreichen Repertoires auch hier mit einem gestalterisch selbstbewussten Gestus zu Gehör zu bringen. Allerdings hätte man sich für diese Begleitungen, die vielleicht auch nicht allzu sehr anregen, trotzdem eine ebenfalls sensiblere Handhabung vorstellen können.

In the 19th century, the cello evolved from a pure continuo into a solo instrument. Decisive for this were also outstanding virtuosos and musical developments of that time. Two of the cellists, Bernhard Romberg and Anton Kraft, both had close contacts with Beethoven. But Kraft also had relations with Haydn, as did his junior, Nikolaus Kraft, also a cellist and composer. The works of these three are characterized by a wide range of colors, a mixture of intimate togetherness as well as high virtuoso demands. The Concertino by the son Kraft is heard as a premiere recording. With these compositions, the nimble palette side of the instrument, rich also in higher notes, can be shown, which, combined with the sonorous tone of the large body, emphatically illustrates the early surveying of the instrument’s possibilities in the duo’s competition.

Alexander Rudin and Emin Martirosian, who also play together in the Musica Viva Moscow Chamber Orchestra, develop a subtly delicate way of interacting in Anton Kraft’s two duos, which, despite considerable technical demands that are loosely mastered, reveal above all the music’s narrative character. In doing so, they act in trusting unanimity despite the musical text, which also challenges each other. But their playing always remains free of exaggerations and airs, so that they artfully flesh out the works with charm and yet never slackening aplomb.

This is basically also true for the two Concertini. Here they are joined by the Musica Viva Moscow Chamber Orchestra, whose directing Rudin has taken on in addition to his instrumental role. This ensemble knows how to make itself heard with the certainty of long experience and the knowledge of an extensive repertoire also here with a gesture of creative self-confidence. However, one could have imagined a likewise more sensitive handling for these accompaniments, which perhaps do not stimulate too much.

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