Julian Kainrath
(c) Remy Franck

Die Westdeutsche Sinfonia in Leverkusen und die International Classical Music Awards haben am Wochenende erfolgreich ihr Projekt mit jungen ICMA-Preisträgern begonnen. Den Auftakt machte Julian Kainrath, Discovery Award Gewinner von 2022, der zusammen mit der Westdeutschen Sinfonia unter ihrem musikalischen Leiter Dirk Joeres das Erste Violinkonzert von Max Bruch spielte. Remy Franck berichtet.

Das Konzert der Westdeutschen Sinfonia im Forum in Leverkusen begann mit einer sehr dynamischen, transparenten, gleichermaßen lyrischen wie brillanten Aufführung von Wagners Meistersinger-Ouvertüre, deren Steigerung Dirk Joeres perfekt anlegte. Besonders beeindruckend waren die strahlend  klaren Blechbläser der Westdeutschen Sinfonia.

Julian Kainrath begann das Violinkonzert von Max Bruch forsch und zupackend, ohne Pathos, aber ausdrucksvoll, sehr spontan und in permanentem Dialog mit dem Orchester, von dem er sich spürbar inspirieren ließ. Im langsamen Satz kam es zu glutvoll gesungenen Passagen von bewegender Expressivität. Im tänzerischen Finale zeigte sich der 18-jährige Solist genau so souverän und hoch virtuos. Kainrath formte die Melodien mit jugendlicher Frische und begeisterte durch sein integres, durch und durch dynamisches Spiel.

Julian Kainrath und Dirk Joeres bei der Probe (c) Remy Franck

Das Publikum im Leverkusener Forum war hingerissen und spendete sowohl dem Solisten als auch dem Orchester und seinem Dirigenten lang anhaltenden Applaus, für den sich Julian Kainrath mit einer Bach-Sarabande bedankte. Der nächste junge ICMA-Preisträger, der im Jahr 2025 mit der Westdeutschen Sinfonie auftreten wird, ist Leonhard Baumgartner, Discovery Award Gewinner 2023.

Dirk Joeres dirigierte danach noch eine exzellente Interpretation von Edward Elgars Enigma Variations. Wir erlebten eine schlanke und ungemein diversifizierend  gespielte Version, welche die innere Liaison des Komponisten zu seinen enigmatischen Musikporträts aufzeigte, die bei anderem Dirigenten in dieser Form nicht soft spürbar wird. Das herausragend gute Orchester war dafür in Joeres’ perfekt formenden Händen ein williges Instrument, das in den rabiaten wie den leicht verspielten Variationen, von den kammermusikalisch interpretierten Stücken bis zu den großsymphonischen Klängen begeisterte. Nicht zu vergessen ist die grandios gesteigerte und hoch emotionale Nimrod-Variation.

Zu hören war also eine meisterhafte Darbietung, mit einem Klangraffinement, das von zartbesaiteten oder humorvollen Passagen bis zu aufrauschender Opulenz alles aufwies, was diese Musik braucht.

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