Gustav Mahler: Symphonie Nr. 2; Marlis Petersen, Sopran, Janina Baechle, Mezzosopran, Wiener Singakademie, Wiener Kammerorchester, Gilbert Kaplan; 2 CDs Avie AV2290; 2/13 (86'39) – Rezension von Remy Franck

Die CD mit Mahlers Zweiter Symphonie in einer Bearbeitung von Gilbert Kaplan und Rob Mathes kann nur ein Ziel haben: Werbung zu machen für diese reduzierte Fassung. Doch ist das, was wir hören, eine getreue Wiedergabe dessen, was wir im Saal gehört hätten, oder ist es ein von der Tontechnik aufgeblasenes Klangbild, das möglichst dem nahe kommen soll, das von einem großen Orchester produziert worden wäre? Das Klangbild der Avie-CD ist opulent, doch ich traue der Sache nicht. Und ganz gewiss ist diese Fassung für ein 50 Musiker starkes Orchester nicht mit der Schönberg-Transkription vom ‘Lied von der Erde’ zu vergleichen, die tatsächlich für ein Kammerorchester entstand und nicht für eine gross besetzte Sinfonietta, wie das hier der Fall ist.

Mithin kann man sich also fragen, ob das Album über den Werbezweck hinaus eine Berechtigung hat. Meines Erachtens nicht! Kaplan hat die 2. Symphonie zweimal aufgenommen. 1987 entstand die herausragende Aufnahme mit dem ‘London Symphony Orchestra’ und 2002 die noch bessere Produktion mit dem Wiener Singverein und den Wiener Philharmonikern für Deutsche Grammophon. In dieser neuen Einspielung von Avie erreicht der amerikanische Mahler-Experte weder die unmittelbare Kraft der Londoner Aufnahme, noch jene Tiefe der Musik (die Mahler selbst in seinem Werk für einmalig hielt), die er mit den weitaus größeren Kräften der Wiener Philharmoniker erzielte und die jedes Spektakuläre hinter das zutiefst menschliche Empfinden stellte. Auch kann das Wiener Kammerorchester instrumentaltechnisch nicht mit den Kräften des LSO oder der Wiener Philharmoniker mithalten, während die Wiener Singakademie genau wie Marlis Petersen einen guten Eindruck machen. Janina Baechle dagegen enttäuscht mit einer stimmlich und darstellerisch ziemlich schwachen Leistung.

After two excellent recordings of Mahler’s Second Symphony, the one with the LSO and especially the one published by DG with the Vienna Phil, Kaplan does not reach neither the same technical level nor the heights of expression which made his previous performances so exceptional. Take this new recording as what it just might be: a promotion of the new score for reduced orchestra arranged by Kaplan and Rob Mathes. Mahler for the poor!

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