Georg Philipp Telemann: Orchester-Ouvertüren TWV 55; L'Orfeo Barockorchester, Carin van Heerden; # cpo 555 519-2; Aufnahme 11.2021 Veröffentlichung 22.05.2025 (81'20) – Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

1736 erschienen die Ouvertüren, auch als Suiten bezeichnet, im Eigenverlag in Hamburg, nachdem Telemann sie vorher angekündigt hatte. Abwechslungsreich in der Besetzung mit Bläsern und Streichern lassen sich diese sechs Werke erkunden und boten dem interessierten Subskriptionspublikum Anreize, die Noten zu erwerben.

Die französische Ouvertüre hatte in der europäischen Musik des 17. und 18. Jahrhunderts eine große Bedeutung und auch eine wechselvolle Geschichte. Telemann fand darin seinen Platz. In die französisch inspirierten Ouvertüren baute er instrumentale Soli ein, so dass er damit auch den italienischen Stil implantierte. Mit vier bis sechs Stimmen gestaltete er die hier zu hörenden Werke aus. Immer wieder anders angeordnete Tanzsatztypen werden teilweise mit Charakterüberschriften unkenntlich gemacht, so dass jedem Zuhörer überlassen ist, jeweils den richtigen Schluss zu ziehen, um zu erkennen, worum es sich handelt. Einmal mehr zeigen sich Erfindungsreichtum und Klugheit in den Kompositionen von Telemann.

Die Instrumentalisten um Oboistin Carin van Heerden servieren die vorgestellte Auswahl mit feiner und zugleich energischer Herangehensweise. Ihr Musizieren vermittelt unmittelbar eine große Hinwendung zu diesen Stücken. Ausgeglichen in der orchestralen Klangregie führen sie den Hörer mit Leichtigkeit dazu, sich den tänzerischen Strukturen anzunähern und sie genussvoll mit den Ohren aufzunehmen. Das nur in den Geigen und Bratschen chorisch, aber auch dort sparsam besetzte Ensemble liefert einen luftigen und bestens strukturierten Klang, der mit delikater Entfaltung ebenso aufwarten kann wie mit höfisch anmutender Pracht.

In 1736, the overtures, also referred to as suites, were published by Telemann himself in Hamburg after he had announced them in advance. These six works, with their varied scoring for winds and strings, can be explored and offered the interested subscription public an incentive to acquire the sheet music.

The French overture was of great importance in European music of the 17th and 18th centuries and also had an eventful history. Telemann found his place in it. He incorporated instrumental solos into the French-inspired overtures, thus also implanting the Italian style. He designed the works to be heard here with four to six voices. Dance movement types, which are always arranged differently, are sometimes made unrecognizable with character headings, so that it is up to each listener to draw the right conclusion in order to recognize what they are about. Once again, Telemann’s compositions display a wealth of invention and cleverness.

The instrumentalists around oboist Carin van Heerden serve up the selection presented here with a delicate yet energetic approach. Their music-making immediately conveys a great devotion to these pieces. Balanced in their orchestral sound direction, they lead the listener with ease to approach the dance-like structures and absorb them with pleasure. The ensemble, which is only chorally scored in the violins and violas, but even there sparingly, delivers an airy and excellently structured sound that can boast both delicate development and courtly splendor.

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