Hans Pfitzner: Klaviertrio F-Dur; Bedrich Smetana: Klaviertrio g-Moll; Wiener Schubert Trio (Boris Kuschnir, Geige, Martin Hornstein, Cello, Claus-Christian Schuster, Klavier); # Nimbus NI6441; Aufnahme 1988, 1991; Veröffentlichung 03.11.2023 (72'46) – Rezension von Uwe Krusch

Wenn ein Label länger zurückliegende Aufnahmen (wieder) veröffentlicht, stellt sich oft die Frage, warum sie erst jetzt ausgegraben wurden oder auch andersherum, warum hat man sie nicht im Archiv weiter schlummern lassen? Wie mag es bei diesen Aufnahmen sein, die vor mehr als dreißig Jahren entstanden; Pfitzner im Studio, Smetana im Konzert?

Pfitzner und Smetana wurden, insbesondere durch ihre Opern, als glühende nationalistische Komponisten wahrgenommen. Die beiden Klaviertrios, obwohl 40 Jahre in ihrer Entstehung voneinander getrennt, zeichnen sich durch Gemeinsamkeiten aus. Sie entstanden in persönlich schwierigen Zeiten und zählen jeweils zu den ersten reifen künstlerischen Leistungen. In beiden werden motivische Wiederholungen oder Verwandlungen zwischen den Sätzen in der Absicht verwendet, strukturelle Einheit zu erreichen. Und beide erlitten kritische Rezeptionen.

Beim Wiener Schubert Trio handelt es sich um ein Ensemble, das wenige Jahre vor der frühen Aufnahme gegründet wurde und sich schon wenige Jahre danach wieder aufgelöst hat. Trotz der überschaubaren Dauer ihres Zusammenwirkens erlebt man ein aufs feinste abgestimmtes Miteinander, dass jedem der Beteiligten den Raum zum Atmen lässt und verinnerlichte Zurückhaltung wie auch eruptive Kraft im Zusammenwirken zulässt.

Das Trio von Pfitzner fällt zunächst durch den von der Aufnahme herrührenden dunklen und auch gedämpften Klang auf, während der Konzertmitschnitt des Werkes von Smetana heller und klarer ist. Auch scheint es, dass die Bühnensituation bei Smetana ein ambitionierteres Spiel hervorgeholt hätte. Hier kommt die Technik in einem sehr lauten Moment eher an klirrende Grenzen. In beiden Fällen agieren die Beteiligten mit gut aufeinander abgestimmtem Musizieren, das den Charakter der Werke, die sich an vorhandenen musikalischen Formen und Gestaltungen orientieren, stützt. Mitunter wird das Zusammenspiel etwas rösch.

Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen, liegt hier eher ein Fall vor, der zwischen den Extremen liegt. Die Aufnahme lässt sich weder dem einen noch dem anderen Ende zuordnen. Insbesondere die lebendige Interpretation von Smetana und die Kombination der beiden Werke, die ihre Ähnlichkeiten haben, macht sie interessant.

When a label (re)releases longer-ago recordings, the question often arises as to why they have only now been unearthed, or the other way around, why have they not been allowed to lie dormant further in the archive? How may it be with these recordings, made more than thirty years ago; Pfitzner in the studio, Smetana in concert?

Pfitzner and Smetana were perceived, especially through their operas, as ardent nationalist composers. The two piano trios, though separated by 40 years in their compositions, are distinguished by common features. They were written in personally difficult times and each ranks among the first mature artistic achievements. In both, motivic repetitions or transformations between movements are used with the intention of achieving structural unity. And both suffered critical receptions.

The Vienna Schubert Trio is an ensemble that was founded a few years before the early recording and disbanded just a few years later. Despite the manageable duration of their collaboration, one experiences a finely tuned togetherness that gives each of the participants room to breathe and allows for internalized restraint as well as eruptive power in their interaction.

Pfitzner’s trio is initially noticeable for its dark and muffled sound, while the concert recording of Smetana’s work is brighter and clearer. It also seems that the stage situation would have brought out more ambitious playing in Smetana. Here the technique tends to reach crackling limits at a very loud moment. In both cases, the participants perform with well-coordinated musicianship that supports the character of the works, which are based on existing musical forms and shapes. At times, the interplay becomes a bit sharp.

To return to the question posed at the beginning, this is rather a case that lies between the extremes. The recording cannot be assigned to one end or the other. In particular, the lively interpretation of Smetana and the combination of the two works, which have their similarities, make it interesting.

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