Alban Berg: Streichquartett op. 3, Arnold Schönberg: Streichquartett Nr. 2 op. 10, Anton Webern: Langsamer Satz für Streichquartett; Carolyn Sampson, Sopran, The Heath Quartet (Sara Wolstenholme, Marije Johnston, Violine, Gary Pomeroy, Viola, Christopher Murray, Cello); 1 CD Signum Records SIGCD712; Aufnahme 12.2019; Veröffentlichung 07.2022 (62'07) – Rezension von Uwe Krusch

Ausgewählte Werke für Streichquartett von Arnold Schönberg und seinen wesentlichsten Schülern Alban Berg und Anton Webern bietet diese Einspielung des Heath Quartet. Damit werfen sie den Blick auf ein halbes Jahrzehnt Musikgeschichte Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts und zeigen die Entwicklung der Musik in dieser Zeit. Für Schönberg kommt die Sopranistin Carolyn Sampson hinzu. Dieses Werk, das zweite Quartett, bietet den Übergang vom spätromantischen Stil der Verklärten Nacht hin zur Zwölftontechnik und ist damit ein markanter Punkt für diese neue Ausrichtung.

Das Heath Quartet von der größeren Europa vorgelagerten Insel bewegt sich in furchtloser Manier in diesen Gefilden. Sie scheuen sich nicht, die noch vorhandenen romantischen Reste mit einem warm vollen Klangauftritt ebenso zu genießen, wie sie aufmerksam und detailliert die strukturellen Neuerungen aufzeigen. Mit sensibel ausgehorchten zurückhaltenden Momenten bieten sie eine Seite ihrer Darbietung. Die andere offerieren sie mit zupackendem Spiel, das aber immer subtil kontrolliert bleibt. Ihnen gelingt es, diese Werke so zu kredenzen, dass sie modern klingen und trotzdem angenehm klingende Landschaften erzeugen, die heute bestens anzuhören sind, auch wenn sie zu ihrer Entstehung den Zeitgenossen unbekömmlicher erschienen sein müssen. Erst bei Schönberg werden die Töne aufmerksamkeitsheischender.

Das liegt auch an der hinzutretenden Singstimme. Das liegt dann allein an der Stimmführung im zweiten Quartett von Schönberg mit ihrer nicht liedhaft nachvollziehbaren Linienführung, die die Ohren mehr fordert. Carolyn Sampson dagegen entwickelt ihre Partie in bester Nähe zu den Streichern und gleichzeitig solistisch hervorgehoben eigenständig. Die gerade auch im barocken Repertoire erfahrene Sampson weiß auch mit dieser Musik vom Anfang des letzten Jahrhunderts umzugehen. Ihr Ansatz aus barockem Metier, nicht über zu interpretieren, um Übertreibungen in der Rhetorik zu vermeiden, bietet auch hier ein gutes Gestaltungsmittel, um den Spagat zwischen text- und inhaltsbezogenem Gesang und karikaturistisch anmutender Überzeichnung zu vermeiden. So vermittelt sie die Texte in fließender Manier, die sie angenehm frisch formuliert.

Selected works for string quartet by Arnold Schoenberg and his most essential students Alban Berg and Anton Webern are offered in this recording by the Heath Quartet. In doing so, they take a look at half a decade of music history in the early twentieth century and show the evolution of music during that time. For Schoenberg, they are joined by soprano Carolyn Sampson. This work, the second quartet, offers a transition from the late Romantic style of Transfigured Night to twelve-tone technique, making it a salient point for this new direction.
The Heath Quartet, from the larger island off the coast of Europe, moves fearlessly into these realms. They are not afraid to relish the Romantic remnants still present with a warmly full sound performance as much as they are attentive and detailed in pointing out the structural innovations. With sensitively sounded out reserved moments they offer one side of their performance. The other side they offer with gripping playing, which, however, always remains subtly controlled. They succeed in presenting these works in such a way that they sound modern and yet create pleasant-sounding landscapes that are perfectly listenable today, even if they must have seemed more unpleasant to contemporaries when they were written. Only with Schoenberg do the sounds become more attention-seeking.
This is also due to the added voice. This is then due solely to the voice leading in Schoenberg’s second quartet, with its lines that are not songlike, and which are more demanding on the ears. Carolyn Sampson, on the other hand, develops her part in the best possible proximity to the strings and at the same time emphasizes her soloistic independence. Sampson, who is especially experienced in the baroque repertoire, also knows how to handle this music from the beginning of the last century. Her approach from baroque métier, not to over-interpret in order to avoid exaggerations in rhetoric, offers also here a good means of interpretation to avoid the balancing act between text- and content-related singing and caricature-like overdrawing. Thus she conveys the texts in a fluent manner that she formulates in a pleasantly fresh way.

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