Krzysztof Penderecki

Am 23. November feiert der polnische Komponist und Dirigent Krzysztof Penderecki seinen 80. Geburtstag. Das war für Regisseurin Anna Schmidt der Anlass, einen Film über den Musiker zu drehen. In Leipzig wurde dieser Film gestern abend in Anwesenheit des Komponisten der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein Jahr lang beobachtete die Autorin Anna Schmidt Penderecki bei seiner Arbeit und sprach mit Weggefährten: Anne-Sophie Mutter, Julian Rachlin, Janine Jansen, Johnny Greenwood und Andrzej Wajda. Seltenes Archivmaterial aus allen Schaffensphasen Pendereckis ist in dem rund 90 Minuten langen Film erstmalig zu sehen.

MDR-Musikchef und ICMA-Jurymitglied Martin Hoffmeister (r.)moderierte die Präsentation. Neben ihm sitzen Komponist Penderecki und Filmautorin Anna Schmidt

MDR-Musikchef und ICMA-Jurymitglied Martin Hoffmeister (r.)moderierte die Präsentation. Neben ihm sitzen Komponist Penderecki und Filmautorin Anna Schmidt

 

Zum Film (PR-Text)

Im Jahr 1959 nimmt ein bis dahin völlig unbekannter junger Komponist unter drei Pseudonymen, drei verschiedenen Handschriften und drei verschiedenen Musikstilen am “Wettbewerb junger Polnischer Komponisten” in Warschau teil. Bei der Preisverleihung für die anonym eingereichten Partituren erweist sich, dass der Gewinner des ersten, zweiten und dritten Preises der achtundzwanzigjährige Assistent des Fachbereichs Komposition an der Krakauer Musikhochschule ist: Krzysztof Penderecki.

Eine Sensation in der Musikwelt – mit einem Schlag ist der junge Mann berühmt. Sofort werden seine Werke in ganz Europa gespielt. Bis heute. Kein Musiker des 20. Jahrhunderts macht eine solche Karriere und schon gar nicht in dieser Geschwindigkeit!

Ein Beginn, der typisch ist für Penderecki. Sein Leben lang wird er mit allen musikalischen Genres experimentieren, sich keinen Konventionen unterwerfen. Mit einer Kreativität, die so überraschend ist wie komplex. Ein Künstler und Mensch, der Grenzen stets auslotet und sich immer wieder neu erfindet. Als Jahrhunderttalent gepriesen, vom Publikum geliebt, von der Musikkritik oftmals bitter verspottet.

Penderecki_PlaktatUnd selbst wer noch nie seinen Namen gehört hat, kennt seine Musik. Die Soundtracks von Filmen wie ‘The Shining’ von Stanley Kubrick, ‘Shutter Island’ von Martin Scorsese, David Lynchs ‘Wild At Heart’ oder Andrzej Wajdas ‘Katyn’ – das alles ist Penderecki. Ein Musiker, der zu den außergewöhnlichen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte zählt; einer der letzten Vertreter der großen Form, der wie die Komponisten des 19. Jahrhunderts arbeitet, die alles können mussten: Sinfonien, Opern, Oratorien, Konzerte, Kammermusik.

Fast alle seine Werke haben einen Bezug zur Zeitgeschichte: das 1960 geschriebene Stück ‘Threnos’ ist den Opfern des Atombombenabwurfs von Hiroshima gewidmet, mit dem ‘Polnischen Requiem’ bezieht er 1980 Stellung für die Gewerkschaft Solidarnosc. Für Papst Johannes Paul II., mit dem er einst in Krakau Theater spielte, schrieb er nach dessen Tod das ‘Te Deum’. 1997 komponiert er ‘Seven Gates of Jerusalem’ anlässlich der 3.000-Jahrfeier der Stadt; das Klavierkonzert ‘Resurrection ist seine Reaktion auf den 11. September 2001 – und einer der wenigen zeitgenössischen Komponisten, dessen Werk regelmäßig in allen Konzertsälen gespielt werden. Penderecki ist auch Komponist eines riesigen Naturparks: seit mehr als 40 Jahren sammelt der fundierte Baumkundler überall auf der Welt Samen und Stecklinge für sein Arboretum. Auf seinem Landgut in Luslawice in der Nähe von Krakau pflanzte er mehr als 1.700 Bäume der verschiedensten Arten. Seine Leidenschaft gilt den Tönen und den Bäumen.

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