Alexander von Zemlinsky: Klarinettentrio op. 3; Walter Rabl: Quartett op. 1 für Klarinette, Violine, Cello und Klavier; Christoph Zimper, Klarinette, Kristina Suklar, Violine, Florian Eggner, Cello, Peter Ovtcharov, Klavier; 1 CD Gramola 92228; Aufnahme 03/2020, Veröffentlichung 18/09/2020 (51'35) – Rezension von Uwe Krusch

Ende des 19. Jahrhunderts tobte in Wien der Kampf der Traditionalisten gegen die Neutöner, wobei er vor allem zwischen ihren Anhängern ausgefochten wurde. Der Tonkünstlerverein hatte 1885 einen Kompositionswettbewerb ins Leben gerufen. Im Jahr 1896 wurden unter der Vorgabe ‘Kammermusik mit mindestens einem Blasinstrument’ auch die beiden hier auf der Aufnahme vorgestellten Werke eingereicht. Vorsitzender des Komitees war Johannes Brahms, der den Traditionalisten zuzurechnen ist. Dementsprechend spiegelt sich viel von der Klangwelt dieses Älteren in den beiden Werken. Während das damals mit dem Dritten Preis bedachte Trio für Klarinette, Cello und Klavier von Alexander Zemlinsky bis heute seinen Platz im Repertoire hat, ist das Quartett von Walter Rabl, bei dem noch eine Violine zu der genannten Besetzung hinzugefügt wurde, ebenso vergessen wie sein Komponist. Damals wurde ihm der Erste Preis zugesprochen, und das Quartett, das am Anfang des Schaffens von Rabl steht und wohl gleichzeitig sein Höhepunkt ist, bindet sich bei technischer Meisterschaft formal und klanglich eng an Brahms.

Die vier Musiker dieser Einspielung haben alle mehr oder weniger enge Bindungen nach Österreich, sei es aus der Ausbildung oder auch im späteren Berufsleben. Mit lebhaftem Gestus lassen sie die beiden Kompositionen erklingen. Sowohl aufwühlende Hingabe als auch atmende Ruhephasen geben die verschiedenen Nuancen der Kompositionen zu erkennen. Mit deutlich transparentem Klangbild vor allem in den langsameren Abschnitten stellen sie die drei bzw. vier Stimmen klar artikulierten Stimmen nebeneinander, so dass ein fein durchhörbares Geflecht geboten wird. Mit geschmackvoller Lust und technisch ohne Fehl und Tadel heben sie diese beiden Stücke, was für das Quartett von Rabl insbesondere bedeutet, dass sie er dem Vergessen entreißen. Der insgesamt von der Aufnahme dunkel grundierte Ton wird nur durch die Violine und zeitweilig durch die Klarinette in hellere Register nach oben abgerundet. So gelingt es dem Label Gramola immer wieder, Werke, über die die Zeit hinweggegangen ist, in überzeugenden Interpretationen aus heutiger Sicht erklingen zu lassen und damit Raritäten zu zeigen.

At the end of the 19th century, the struggle of the traditionalists against the newcomers raged in Vienna. In 1885, the Tonkünstlerverein had founded a composition competition. In 1896, the two works presented on this recording were submitted. The chairman of the committee was Johannes Brahms, who obviously belonged to the traditionalists. The composers must have adapted their music to his sound world. While the Trio for Clarinet, Cello and Piano by Alexander Zemlinsky, which was awarded Third Prize, still has its place in the repertoire today, Walter Rabl’s quartet, in which a violin was added to the aforementioned instrumentation, has been forgotten, as has been its composer. But he was awarded First Prize, and the quartet is closely tied to Brahms in terms of form and sound.
The four musicians on this recording all have more or less close ties to Austria, whether from their training or later in their professional lives. They revive the two compositions in lively performances.
Passionate devotion as well as periods of rest reveal the different nuances of the music. With a clearly transparent sound especially in the slower sections, they juxtapose the three or four clearly articulated voices, so that a fine transparency is achieved. Tasteful and technically without any faults they clearly upgrade these two pieces, which is especially rewarding for Rabl’s quartet. In this way, the Gramola label succeeds again in presenting nearly forgotten works in convincing interpretations.

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