Franz Schubert: Winterreise; Voyager Quartet; 1 CD Solo Musica SM 335; Aufnahme 03/2019, Veröffentlichung 01/2020 (50’26) - Rezension von Guy Engels

Ist es purer Zufall oder eine Marketing-Strategie? “Honi soit qui mal y pense”, wenn ein Ensemble mit dem Namen Voyager Quartet Franz Schuberts Winterreise einspielt. Der Bratschist Andreas Höricht hat zwölf Lieder aus der Winterreise für Quartett arrangiert und sie durch kurze, eigene Intermezzi miteinander verknüpft.

Es stellt sich natürlich die Frage, ob man auf die Texte Wilhelm Müllers, auf seine Dichtkunst ohne weiteres verzichten kann, um auch nur annähernd die Stimmung dieses Monumentes romantischer Musik zu erfassen? Man tut es nur ungern, aber es funktioniert. Auch Andreas Hörichts vierstimmige Bearbeitung entzieht diesem Zyklus nicht seine melancholisch-schaurige Intimität.

Er greift die trüb-traurige Stimmung in all ihren Nuancen auf, und seine Kollegen im Quartett interpretieren die Winterreise im Grunde so, dass man die gesamte Atmosphäre in Worten nicht hätte besser zum Klingen bringen können. Als Zuhörer erlebt, durchlebt man die gesamte Palette an Seelenszuständen zwischen Hoffnung, Lebensmut, Resignation, Angst und Todesahnung. Es ist alles gesagt – ohne Worte.

Diese Herausforderung meistert das Voyager Quartet besonders ausdrucksstark und ruft zudem noch den Wunsch hervor, Franz Schuberts Winterreise wieder in der Originalfassung zu hören.

The Voyager Quartet’s violist Andreas Höricht has arranged twelve songs from Schubert’s Winterreise for quartet and linked them with short, individual intermezzi.
Of course, the question arises whether one can easily do without Wilhelm Müller’s texts, without his poetry, in order to capture even approximately the mood of this monument of romantic music? One is reluctant to do so, but it works. Even Andreas Höricht’s four-part arrangement does not deprive this cycle of its melancholy and scary intimacy.
He takes up the gloomy and sad mood in all its nuances, and his colleagues in the quartet play Winterreise in such a way that the entire atmosphere could not have been better expressed in words The listener experiences the whole range of emotional states between hope, courage to face life, resignation, fear and foreboding of death. Everything is said – without words.
The Voyager Quartet masters this challenge with particular expressiveness and also incites to hear Franz Schubert’s Winterreise in its original version again.

Zum Interview mit Bearbeiter Andreas Höricht geht es hier.

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