Franz Schreker: Der Schatzgräber, Oper in einem Vorspiel und vier Akten; Tijl Faveyts, Manuela Uhl, Raymond Very, Graham Clark, Chorus of the Netherlands Opera, Netherlands Philharmonic Orchestra, Marc Albrecht; 2 SACDs Challenge Classics CC73591; 2013 (151'04) – Rezension von Guy Wagner

Das erste, was Erstaunen und Bewunderung erregt, ist die Aufmachung dieser Neuproduktion von ‘Challenge Classics’. In den Deckeln eines 216-Seiten starken ‘Buches’ findet man die beiden CDs, die das Werk beinhalten, auch sie in SACD-Qualität: gut zweieinhalb Stunden Musik bester Güte. Dazu kommen Einführungen in deutscher, holländischer und englischer Sprache, Farbphotos von der Produktion der ‘Nederlandse Opera’, die am Ursprung dieser Edition stand, Künstlerbiographien, das Synopsis und das vollständige Libretto von ‘Der Schatzgräber’. Franz Schreker hat es ebenso geschrieben, wie die Musik.

Es wird Zeit, dass man diesem herausragenden Musikschöpfer wieder Beachtung schenkt! Schreker wurde als einer der wichtigsten der ersten dreißig Jahre des ominösen 20. Jahrhunderts angesehen… bis eben die braunen Zerstörer die Macht übernahmen und auch diesen Komponisten, wie so viele, viele andere als ‘entartet’ verboten haben. Zynischerweise kann man sogar vielleicht von Glück sprechen, dass Schreker 1934 mit nur 56 Jahren einem Herzinfarkt erlegen ist. So ist ihm das ganze Grauen des 12-jährigen ‘Tausendjährigen Reiches’ erspart geblieben. Der Kahlschlag aber, den die Nazis auch im Bereich der Musik hinterließen, hatte sehr lange Nachwirkungen, und immer noch gibt es eine Anzahl von überaus beachtenswerten Komponisten, deren Werke weiterhin nicht im allgemeine Bewusstsein angekommen sind.

Franz Schreker gehört zweifellos zu ihren. Erfreulicherweise hat man inzwischen begonnen, seine Opern wieder auf die Bühnen zu bringen. ‘Der Schatzgräber’, 1920 uraufgeführt, kannte 1989 eine erste Neuproduktion mit dem kürzlich verstorbenen Gerd Albrecht und dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg. Sie wurde 2013 bei Capriccio neu aufgelegt.

Nun ist also auch eine holländische Produktion mit Marc Albrecht als Dirigenten erschienen, der nicht mit Gerd Albrecht verwandt, dafür ein Cousin der deutschen Ministerin Ursula von der Leyen ist. Diese Einspielung hat den großen Vorteil einer überragenden Aufnahmetechnik, die das Geschehen vor unseren Ohren tatsächlich ‘zum Leben erweckt’.

Das Sängerensemble mit Tijl Faveyts als König, Manuela Uhl als Wirtstochter Els, Raymond Very als Sänger Elis sowie Graham Clark als Narr überzeugt. Alle geben ihren Rollen ein klares Profil und mit den übrigen Mitwirkenden und dem Chor bilden sie ein sehr  homogenes Ensemble. Die musikalische Leitung von Marc Albrecht und das überragende Spiel des Niederländischen Philharmonischen Orchesters tragen das Ihre zum Wert der Veröffentlichung bei. So wird der Kauf dieser vorzüglichen Einspielung sicher niemanden reuen, und man sollte das niederländische Label ‘Challenge Classics’ fest im Auge behalten: Es verdient Beachtung.

Musically excellent on all levels, this production is flawless also in the presentation, with a smart introduction, beautiful color photos and the entire libretto.

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