Ob Bach seine Soloviolinwerke nur deswegen komponierte, weil er die Solosuiten für Geige von Johann Paul von Westhoff kannte, ist unklar, mag aber so sein. Anders herum bot Bach auf alle Fälle für spätere Komponisten eine Inspirationsquelle. Die Geigerin Marie Radauer-Plank legt nun ein Soloprogramm vor, das von Westhoff bis Bray reicht, aber ohne Werk von Johann Sebastian Bach selber auskommt.
Westhoff beschränkt sich, anders als Zeitgenossen, auf die normal gespielte Violine. Er nutzt weder das Skordaturspiel noch Tierlautimitationen oder andere Effekte. Die Suiten haben je vier Stammsätze wie bei der französischen Suite im Lautenspiel.
Beim Ukrainer Ivan Khandoschkins ist der Einfluss Bachs hörbar. Seine Solosonate g-Moll steht bereits im Zeichen der Frühklassik. Alle Ornamente sind vorgegeben und verzaubert durch elegante Virtuosität.
In der zweiten Sonate von Ysaÿe ist Bach nicht nur aus dem Titel ‘Obsession’ ersichtlich, er zitiert auch die Anfangsmelodie aus Bachs E-Dur Partita.
Arthur Honeggers Solosonate ist weniger bekannt. Honegger kam durch seine evangelisch-lutherische Erziehung früh mit Bachs Musik in Kontakt.
Wie die vorgenannten Komponisten war auch er ursprünglich Geiger. Charlotte Bray hat ein Auftragswerk der Interpretin für dieses Projekt beigesteuert, ‘A shelter for imagining’. Bray erklärt dazu, dass sie ausgehend von dem Grave aus der zweiten Sonate von Bach versucht, etwas bewusst Einfaches und Ehrliches zu schaffen, das wie ein Traum von Bachs Musik klingen soll.
Marie Radauer-Plank legt wiederum eine spannende Veröffentlichung in Tönen vor. Auf ihrer italienischen Violine aus privatem Leihbesitz erforscht sie die Partituren mit Sorgfalt und auch gestalterischem Ideenreichtum. Damit findet sie für jedes der vorgestellten Werke, die aus unterschiedlichen Epochen und kulturellen Hintergründen kommen, individuelle Lesarten. Aus ihren Erfahrungen im historischen und modernen Umfeld kann sie wie gewohnt schöpfen und auch technisch souverän gestalten. Ihr Spiel wurde vom Aufnahmeteam so eingefangen, dass es angenehm räumlich und transparent wahrzunehmen ist und den Eindruck bestens unterstützt.
Whether Bach only composed his solo violin works because he knew the solo suites for violin by Johann Paul von Westhoff is unclear, but this may be the case. Conversely, Bach was certainly a source of inspiration for later composers.
Violinist Marie Radauer-Plank now presents a solo program ranging from Westhoff to Bray, but without any works by Johann Sebastian Bach himself.
Unlike his contemporaries, Westhoff limits himself to the normally played violin. He does not use scordatura, animal imitations, or other effects. The suites each have four standard movements, as in the French suite for lute.
The influence of Bach is audible in the work of Ukrainian Ivan Khandoschkin. His solo sonata in G minor is already in the early classical style. All the ornaments are predetermined and enchant with their elegant virtuosity. In Ysaÿe’s second sonata, Bach is not only evident in the title Obsession, but he also quotes the opening melody from Bach’s Partita in E major.
Arthur Honegger’s solo sonata is less well known. Honegger came into contact with Bach’s music at an early age through his Protestant Lutheran upbringing. Like the aforementioned composers, he was originally a violinist. Charlotte Bray contributed a work commissioned by the performer for this project, ‘A shelter for imagining.’ Bray explains that, based on the Grave from Bach’s Second Sonata, she attempts to create something deliberately simple and honest that sounds like a dream of Bach’s music.
Marie Radauer-Plank, in turn, presents an exciting release. On her Italian violin, on private loan, she explores the scores with care and creative ingenuity. In doing so, she finds individual interpretations for each of the works presented, which come from different eras and cultural backgrounds. As usual, she draws on her experience in both historical and modern contexts and also demonstrates technical mastery. Her playing was captured by the recording team in such a way that it is pleasantly spacious and transparent, perfectly supporting the overall impression.


















