Wolfgang Rihm: Ernster Gesang für Orchester; Richard Strauss: Vier letzte Lieder Eine Alpensinfonie op. 64; Strauss / Rihm: Malven (Orchesterfassung); Anja Harteros, Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann; 1 Blu-ray C-Major 701265; Bild 16:9; Stereo & Surround; Live 2014 (103') – Rezension von Remy Franck

Recht dunkel und mahlerianisch expressiv beginnt das Programm dieser Videoplatte mit Wolfgang Rihms knapp viertelstündigem, starkem Stück ‘Ernster Gesang’ für Orchester. Anja Harteros singt die ‘Vier Letzten Lieder’ sehr verinnerlicht, mit idealer Balance zwischen intelligenter und ausdrucksvoller Gestaltung. Für die Balance zwischen dieser ideal timbrierten Stimme und dem Orchester sorgt Thielemann mit viel Raffinement, so dass die Strauss-Komposition absolut überwältigend dargeboten wird. Glücklich ein Sänger, der eine solch wachsam dirigierende Hand über sich gehalten weiss.

Die Freude am Zyklus der ‘Vier Letzten Lieder’ dauert hier übrigens länger, denn Strauss’ letztes vollendetes Lied, ‘Malven’, wird zwischen das erste und das zweite Lied eingeschoben. Orchestriert wurde die Komposition von Wolfgang Rihm.

Die ‘Alpensinfonie’ hat Thielemanns im Jahr 2000 für DG mit den Wiener Philharmonikern aufgenommen, es ist eine der wenigen Surround-Aufnahmen des Labels und eine der besten Einspielungen der ‘Alpensinfonie’ überhaupt. Dieses Niveau erreicht Thielemann hier nicht. Sein Dirigat ist flüssiger und damit auch glatter geworden. Er schichtet nicht mehr, wie in 2000, ein Musikgebirge, sondern zeigt sich als ein durch die Berge eilender Spaziergänger, der nichts mitbekommt von der außerordentlichen inneren Spannung, die uns in der DG-Aufnahme so sehr fasziniert. Nur hin und wieder spürt man den Atem, nur hin und wieder wird dynamisch differenziert, ansonsten bleibt alles ziemlich laut und das Gewitter wirkt längst nicht mehr so strukturiert wie mit den Wienern. Wo ist die von uns damals so gepriesene Klangphantasie geblieben?

Doch man braucht sich nur die Nahaufnahmen anzuschauen: Thielemann scheint of glasig in die Ferne zu schauen, als sei er am musikalischen Geschehen nicht wirklich beteiligt, und entsprechend mechanisch dirigiert er und so klingt es auch, nicht ständig, aber doch meistens. Schade!

There is much to enjoy in Anja Harteros’s Strauss songs, and Thielemann is a perfect accompanist. The disappointment comes with the Alpine Symphony. Not that the performance is really bad, it’s just when you compare this one with the recording Thielemann made with the Vienna Philharmonics that you hear how deep the level of his once much praised feeling and imagination for a rich sound has sunk.

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