B. Bartok: Streichquartett Nr. 4, Sz 91; G. Kurtág: Streichquartett op. 1; G Ligeti, Streichquartett Nr. 1; Armida Quartett; 1 CD Cavi-music 8553298; 2013 (56'11) – Rezension von Remy Franck

Wer der Auffassung ist, Musik sollte schön sein, ist gut beraten, die Ohren von dieser CD zu lassen. Gleich in Bela Bartoks Viertem Streichquartett fliegen uns die Töne mit einer Gewalt um die Ohren, wie ich sie in dieser Komposition noch nicht vernommen habe. Das Armida Quartett (Martin Funda & Johanna Stemmler, Violine, Teresa Schwamm, Viola, Peter-Philipp Staemmler, Cello) reizt Bartoks Klangmittel in diesem Opus schonungslos aus, um aufzuzeigen, wie radikal der Ungare damals komponierte, um sich von der Vorzeit abzugrenzen. Die Aufnahme der Armidas ist von elementarer Wirkung.

Kurtags Streichquartett, sein Opus 1, geht in ihrer Modernität noch weiter, ist aber deutlich mit Bartoks Viertem Quartett verwandt. Auch hier lässt einen die schiere Energie der Interpretation fast fassungslos zuhören.

Sind die zwei ersten Quartette der CD abstrakte Musik, ist das bei Ligeti nicht der Fall. Sein Quartett trägt den Untertitel ‘Métamorphoses nocturnes’. Und dennoch knüpft auch er unverkennbar an Bartoks Viertes Quartett an, dessen Partitur er sich besorgt hatte, obwohl Bartok vom Regime in Budapest als Komponist bourgeoiser Musik verboten war. Später sollte Ligeti sagen, die Werke aus den Jahren, ehe er Ungarn verließ, seien die seiner prähistorischen Zeit. Nun sind diese Metamorphosen aber mehr als eine technische Spielerei, sie sind Ausdruck der kreativen Nacht, in der sich der Komponist in dieser prähistorischen Zeit befand. Und auch das bringt das Armida Quartett zwingend, ja sogar direkt beklemmend zum Ausdruck.

Radically modernistic works in radically energetic performances. A stunning debut CD!

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