Susan Kander/Roberta Gumbel: dwb (driving while black); Roberta Gumbel, Sopran, Hannah Collins, Cello, Michael Compitello, Schlagzeug; 1 CD Albany Records Troy1858; Aufnahme 2020, Veröffentlichung 03/2021 (44') – Rezension von Norbert Tischer

Das Kürzel dwb ist in Amerika ein heißes Eisen: es steht für ‘driving while black’ und will auf die mit vielen Beispielen untermauerte These hinweisen, dass in den USA Schwarze als Fahrer öfter kontrolliert werden als Weiße. Das Thema der  Kammeroper dwb setzt sich also mit diesem essentiellen Thema, der systemischen Rassenungerechtigkeit, auseinander, die man eigentlich nicht auf die USA beschränken darf.

dwb handelt von einer afroamerikanischen Mutter, deren ‘schöner brauner Junge’ sich dem Fahreralter nähert. Was eigentlich ein Fest der Unabhängigkeit und Reife sein sollte, entpuppt sich als Angst vor dem Fahren als Schwarzer. Das Stück dokumentiert 16 Jahre der Interaktionen einer schwarzen Mutter mit ihrem jungen Sohn: « Das Libretto verwebt zwei Stränge – einen inneren und einen äußeren. Die Mutter bezieht sich auf ihr Kind als Beifahrer in ihrem Auto, während das Kind älter wird. Zwischen diesen Szenen ist eine Reihe von Vignetten eingeflochten, die auf realen Begebenheiten basieren und von den Instrumentalisten mit kontrastierenden Farben und Texturen in der Musik vorgestellt werden. Die Sängerin nimmt eine Vielzahl von Charakteren in spezifischen, aber vertrauten Ereignissen an und erzählt von der gefährlichen Welt außerhalb der Kontrolle der Mutter. »

Etwas verwirrend ist am Anfang der Umstand, dass die beiden Instrumentalisten aktiv in das Geschehen eingreifen, sowohl als Erzähler als auch als Zeugen und oft beschreiben, was der Zuhörer nicht sieht.

Die Musik mag nicht herausragend interessant sein, aber in Verbindung mit dem Sujet und in der Art und Weise, wie die ganze Kammeroper konzipiert ist, wird sie durchaus wirkungsvoll. Wegen ihrer brennenden Aktualität und dem unablässigen Fehlverhalten der amerikanischen Polizei Schwarzen gegenüber ist die Oper ein eminent wichtiges Zeitdokument.

The abbreviation dwb is a burning issue in America: it stands for ‘driving while black’ and wants to point out the thesis, supported with many examples, that in the USA black drivers are checked more often by the police than whites. So the theme of the chamber opera dwb deals with this essential issue, a systemic racial injustice, which really can’t be limited to the US.
dwb is about an African American mother whose ‘beautiful brown boy’ is approaching driving age. What should be a celebration of independence and maturity turns out to be a fear of driving as a black man. The play documents 16 years of a black mother’s interactions with her young son. « The libretto weaves two strands – one internal, one external. The Mother relates to her child as a passenger in her car as the child grows older. Threaded between these scenes are a series of vignettes based on real incidents, introduced in narration by the instrumentalists with contrasting color and texture in the music. The Singer takes on a variety of characters in specific but familiar events, relating the dangerous world beyond the Mother’s control. »
Somewhat disconcerting at the beginning is the fact that the two instrumentalists are actively involved in the action, both as narrators and as witnesses, often describing what the listener does not see.
The music may not be outstandingly interesting, but in connection with the subject and in the way the whole chamber opera is conceived, it becomes quite effective. Because of its searing relevance and the incessant misconduct of American police toward blacks, the opera is an eminently important contemporary document.

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