Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzert Nr. 23 KV 488; Sergei Rachmaninov: Klavierkonzert Nr. 3 op. 30; Grigory Sokolov, Klavier, Mahler Chamber Orchestra Trevor Pinnock / BBC Philharmonic Orchestra, Yan Pascal Tortelier; 1 CD Deutsche Grammophon 479 7015; Liveaufnahmen 01/2005 & 07/1995 (72') + Grigory Sokolov: A Conversation that never was, Film von Nadya Zhdanova (1 DVD 67') - Rezension von Remy Franck

Und was wäre passiert, wenn Grigory Sokolov in Mozarts Klavierkonzert KV 488 bei der Mozartwoche 2005 in Salzburg nicht das ‘Mahler Chamber Orchestra‘ unter einem bloß sorgsam waltenden Trevor Pinnock als Partner gehabt hätte, sondern etwa das ‘Orchestra Mozart‘ aus Bologna mit Claudio Abbado? Wäre es dann zum Ereignis gekommen, das hier zum 28-minütigen Nebeneinander führt, wodurch sich der Hörer auf Sokolov konzentriert. Oh gewiss, mit des Meisters Spiel hat man schon genug zu tun, aber bei aller Raffinement der Klangformung und des bedeutsamen Gestaltens ist es am Ende doch bloß Sex mit Kondom.

Doch so richtig toll wird die CD dann mit Rachmaninovs Drittem Klavierkonzert. Aufgenommen wurde das Konzert bei den Proms in London im Jahre 1995. Eine Charakteristik der Interpretation ist der ins Extreme gekehrte Gegensatz zwischen ruhigen und dramatisch-schnellen Passagen. Das ist nicht nur konzeptuell sehr gut strukturiert, sondern bringt auch diese Gegensätze unheimlich gut zur Wirkung. Hier überwältigt eine wunderbare Mischung aus poetischer Träumerei und Verzückung, dort ein spielerischer Rausch mit einem fieberhaften Drängen, das kaum zu überbieten und in seiner Klarheit absolut stupend ist. Eine phänomenale Darbietung, nicht zuletzt weil auch das ‘BBC Philharmonic’ unter Yan Pascal Tortelier sehr gut mithält.

Die beiliegende DVD enthält einen Film von Nadya Zhdanova, die wegen Sokolovs Abneigung gegen Interviews auf Aussagen von Freunden und Musikerkollegen zurückgreift. Interessant sind vor allem die Archivaufnahmen des Tchaikovsky-Klavierwettbewerbs in Moskau im Jahr 1966.

In Mozart’s Concerto No 23 the orchestra delivers one just ordinary performance, and the ear has to focus on the extraordinary rich piano playing by Sokolov. The program reaches a really exciting status in Rachmaninov’s Third Concerto with Tortelier and Sokolov perfectly interacting to strengthen the contrast between the feverishly dramatic and the poetically purified slower parts. A great performance!

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