Musica libera; Witold Lutoslawski: Subito für Violine und Klavier; Krzysztof Meyer: Capriccio interrotto op. 93 für Violine und Klavier + 6 Préludes für Violine solo; Krzysztof Penderecki: Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 + La Follia für Violine solo; Grazyna Pstrokonska-Nawratil: La vetrata für Klavier; Marcin Danilewski, Violine, Grzegorz Biegas, Klavier; 1 CD Accord ACD 283; Aufnahme 06/2020, Veröffentlichung 01/2021 (64'05) – Rezension von Uwe Krusch

Polnische Musik für Violine und Klavier, außer Pendereckis La Follia, aus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts haben die Danilewski und Biegas unter der Überschrift Musica libera zusammengefasst. Darunter finden sich mit den sechs Préludes von Krzysztof Meyer für die Geige und La vetrata von Grazyna Pstrokonska-Nawratil für das Klavier zwei Ersteinspielungen. Diese Werke zeigen polnische Kreativität mit allen ihren Schattierungen. Zudem sind die Stücke virtuos, was auch den Interpreten Raum zur Entfaltung gibt.

Der wohl bekannteste Komponist ist Krzysztof Penderecki. Seine erste Sonate ist bedeutend kürzer, einfacher, weniger intellektuell in ihrer Sprache als die zweite. Trotzdem scheint es, dass Penderecki in beiden dieselben allgemeinen Ideen und Ansätze verwendet hat. Das Variationswerk La Follia, für Anne-Sophie Mutter geschrieben, ist ein labyrinthisches Werk, das man als Hommage an barocke Formen hören kann. Dagegen kompromisslos zielstrebig ist schon vom Titel her Subito von Witold Lutoslawski, für einen Wettbewerb komponiert, das dementsprechend als ein Feuerwerk unterschiedlichster Anforderungen auftritt. Zwischen diesen Extremen bewegt sich diese Einspielung.

Marcin Danilewski lässt seine Geige trotz aller Anforderungen immer frei klingen, ohne zur Forcierung brachial zuzupacken. Das gibt seinem Spiel eine ebenso edel klingende Note wie es Spielgeräusche auslässt. So vermittelt er den Eindruck, die Stücke ebenso sicher wie in ihrer Aussage durchdacht darbieten zu können. Bisher vor allem in seiner Heimat und in angrenzenden Regionen Deutschlands bekannt und damit in seiner Herkunftsregion fest verankert, stellt er sich mit einem ausdrucksstark überzeugenden Auftritt vor. So füllt er auch die sechs Préludes von Krzysztof Meyer facettenreich mit musikalischem Leben.

Grzegorz Biegas hat einen ähnlichen Hintergrund, wobei er stärker als Kammermusiker aktiv ist, und auch als Liedbegleiter. Mit reichem Anschlag und hoher Spielkultur, die ein ebenso klares wie präzises Hörergebnis erzeugt, ist er ein idealer Partner. Als Solist kann er mit La vetrata von Grazyna Pstrokonska-Nawratil die namensgebende Durchsichtigkeit des Werkes ebenso mühelos wie reflektierend erlebbar machen.

Im Zusammenspiel zeigen die beiden eine nahtlose Verbindung, die sich gegenseitig anspornt und belebt, ohne damit unnötig plakativ auf vordergründige Effekte abzustellen. Zusammen mit der makellosen technischen Realisierung ist so ein reizvoller und gelungener Überblick über jüngere musikalische Ausprägungen in Polen entstanden.

With the exception of Penderecki’s more recent La Follia, Polish Music for violin and piano from the second half of the last century has been reunited by Danilewski and Biegas under the title ‘Musica libera’. Among them the six Preludes by Kzsyzstof Meyer and La vetrata by Grazyna Pstrokonska-Nawratil are premiere recordings. These works show Polish creativity with all its shades. In addition, the pieces are virtuosic, which also gives the performers room to develop.
Krzysztof Penderecki is the best-known composer. His first sonata is significantly shorter, simpler, and less intellectual in its language than the second. Nevertheless, it seems that Penderecki used the same general ideas and approaches in both. La Follia, written for Anne-Sophie Mutter, is a labyrinthine work that can be heard as a homage to baroque forms. In contrast, Subito by Witold Lutoslawski, composed for a competition, is uncompromisingly determined, even in its title, and accordingly appears as a firework of the most diverse demands.
In this challenging program, Marcin Danilewski’s playing is free, without brute force. This gives it just as noble a sound as it leaves out playing noises. In this way, he gives the impression of being able to present the pieces in a way that is as secure as it is well thought-out in its message. Previously known mainly in his homeland and in neighbouring regions of Germany and thus firmly anchored in his region of origin, he presents himself with an expressively convincing performance. Thus he also fills the six Préludes by Krzysztof Meyer with multifaceted musical life.
Grzegorz Biegas has a similar background, although he is more active as a chamber musician and as a Lied accompanist. With a rich touch and refined clear and precise playing, he is an ideal partner. As a soloist, he is able to bring the work’s eponymous transparency to life both effortlessly and reflectively with La vetrata by Grazyna Pstrokonska-Nawratil.
In their performances both musicians demonstrate a seamless connection that spurs and enlivens each other, without thereby aiming unnecessarily boldly for superficial effects. Together with the flawless technical realisation, this has resulted in a delightful and successful overview of recent musical expressions in Poland.

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